Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605756
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgungszugang und Bedarfe von Kindern mit rumänisch/bulgarischem Migrationshintergrund: Ergebnisse aus Schuleingangsuntersuchungen

M Steinisch
1   Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim
,
P Schäfer
2   Stadt Mannheim, Fachbereich Gesundheit, Mannheim
,
F De Bock
1   Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Kinder mit Migrationshintergrund (MH) – ein Drittel der Kinder in Deutschland – haben häufiger Gesundheitsprobleme als Kinder ohne MH. Um gesundheitliche Ungleichheit zu verringern, müssen sowohl Morbidität als auch Bedarfe gruppenspezifisch analysiert werden. Hierzu wertet das vorliegende Projekt (ROBUKI) Versorgungszugang und Bedarfe von Kindern mit rumänisch/bulgarischem (ROBU) MH in Mannheim aus (ROBU MH entspricht 10% der MH in Mannheim).

Methoden:

In Schuleingangsuntersuchungsdaten (n = 7444, 2013 – 2015) aus Mannheim wurden die Inanspruchnahme von Präventivmaßnahmen (termingerechte U-Untersuchungen; STIKO-konforme Impfungen) sowie gesundheitliche Risiken (BMI) und nicht altersgerechte Entwicklung ausgewertet. Dabei wurden Kinder mit ROBU MH (n = 179), Kinder mit anderem (n = 1942) und ohne MH (n = 3173)) mittels Chi-Quadrat-Testungen und logistischen Regressionen (adjustiert für mütterlicher SES, Aufenthaltsdauer) verglichen.

Ergebnisse:

Kinder mit ROBU MH unterschieden sich signifikant von Kindern mit anderem MH bei Impfungen (46% vs. 83%) und U-Untersuchungen (47% vs. 81%), auch nach Adjustierung für SES und Aufenthaltsdauer (Impfung ORROBU/andere= 0,5; CI [0,2; 0,98]) bzw. für SES (U-Untersuchung ORROBU/andere = 0,4; CI [0,2; 0,8]), nicht jedoch adjustiert für Aufenthaltsdauer. Kinder mit MH waren häufiger übergewichtig als Kinder ohne MH (16% vs. 7%) – wobei hier ROBU MH das Risiko nicht weiter erhöhte. Bei Kindern mit MH wurde seltener eine altersgerechte Entwicklung dokumentiert als bei Kindern ohne MH, mit den größten Unterschieden bei Sprache (64% altersgerecht vs. 26%).

Schlussfolgerungen:

Familien mit ROBU MH sind schlechter an die Versorgungsstruktur angebunden als Familien ohne MH, aber auch als Familien mit anderem MH. Im Rahmen des Projekts werden parallel qualitative Analysen durchgeführt, deren Ergebnisse zusammen mit den quantitativen für eine gruppenspezifische Anpassung der Gesundheitsangebote unter Einbindung von Vertretern der Zielgruppe und der Gemeinde benutzt werden.