Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605742
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Graphentheoretische Analyse von Vernetzungsstrukturen zwischen Ärzten und patientenbezogen gleichzeitig verordneten Arzneimittelgruppe

M Schuster
1   Universität zu Lübeck, Institut für Theoretische Informatik, Lübeck
,
T Emcke
2   Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein, Bad Segeberg
,
R Schuster
3   Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Nord (MDK), Lübeck
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Es soll untersucht werden, zwischen welchen Ärzten ein besonders enger Kommunikationsbedarf besteht. Das betrifft die Identifikation von Ärzten, die bei der Einführung von Innovationen und im Hinblick auf die Herausforderungen einer älter werdenden Bevölkerung von zentraler Bedeutung sind. Als Handlungspotenzial sollen Defizite gegenüber vorhandenen Vernetzungen identifiziert werden. Multimorbidität und Multimedikation sind für ältere Menschen hinsichtlich der Risiken von zentraler Bedeutung. Es sollen Arzneimittelgruppen von besonders hohem Wechselwirkungsrisiko auf Grund häufiger gemeinsamer Verordnung identifiziert werden.

Methoden:

In einer Routinedatenanalyse mit den Dimensionen Arzt, Patient (pseudonymisiert) und Wirkstoffgruppe werden Vernetzungsstrukturen untersucht. Zur Arzneimittelklassifikation wird das ATC-System (anatomisch – therapeutisch – chemisch) verwendet. Die Datenaufbereitung erfolgt mit einer Skriptsprache und graphentheoretische Auswertungen werden mit Mathematica von Wolfram Research vorgenommen.

Ergebnisse:

Ärzte und Wirkstoffgruppen auf verschiedenen ATC-Ebenen werden als Knoten eines Graphen betrachtet. Gerichtete ausgehende Kanten entstehen durch die größte Anzahl gemeinsamer Patienten von Ärzten bzw. patientenbezogen gleichzeitig verordneter Wirkstoffe mit einer bis drei ausgehenden Kanten. Knoten mit den meisten eingehenden Kanten sind von zentraler Bedeutung. Die bei einer ausgehenden Kante entstehenden zusammenhängenden Komponenten der Graphen haben Baumstruktur.

Schlussfolgerungen:

Ärzte als identifizierte Knoten mit maximaler Anzahl eingehender Kanten und dadurch bestimmte zusammenhängende Komponenten im Graphen können zur Weiterentwicklung der Förderung von Ärztenetzen durch die Kassenärztliche Vereinigung und die Krankenkassen verwendet werden. Entsprechend können identifizierte Knoten als Wirkstoffgruppen in der persönlichen Beratung der Ärzte in der gemeinsamen Pharmakotherapieberatung genutzt werden.