Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605741
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gender- und altersspezifische Analysen der Diagnosestruktur unter Verwendung der Shannon-Entropie

F Schuster
1   Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Juristenfakultät, Frankfurt (Oder)
,
T Emcke
2   Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), Verordnungsanalyse, Bad Segeberg
,
T Ostermann
3   Universität Witten/Herdecke, Department für Psychologie und Psychotherapie, Herdecke
,
R Schuster
4   MDK Nord, Geschäftsbereich für Gesundheitsökonomie, Epidemiologie und Medizinische Informatik, Lübeck
5   Universität Lübeck, Institut für Mathematik, Lübeck
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Es sollen alters- und genderspezifische Analysen in der Vertragsärztlichen Versorgung in Bezug auf die Diagnosen vorgenommen werden. Die genaue Kenntnis der aktuellen Situation ist wichtig, um Defizite in Behandlungs- und Präventionskonzepten identifizieren zu können. Dazu ist der Populationsbezug für Veränderungen durch den demographischen Wandel relevant. Da auf Grund des steigenden Anteils der älteren Bevölkerung Aspekte die Multimorbidität von zunehmender Bedeutung sind, sollen genderspezifische Aspekte der altersbezogenen diagnostischen Diversität betrachtet werden.

Methoden:

Es werden die quartalsbezogenen Diagnosedaten mit pseudonymisierten Patientenangaben verwendet. Krankheiten werden patientenzentriert ausgewertet, also arztübergreifend. Zur Klassifikation werden Diagnosegruppen nach ICD 10 herangezogen. Als Diversitätsmaß verwenden wir die genderspezifische Shannon-Entropie in Bezug auf Alter und Multimorbidität.

Ergebnisse:

Als ein Beispiel für ein vielfältiges Bild gibt es für Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes altersbezogen eine monotone Erhöhung mit einem Grenzwert von 90% für beide Geschlechter mit einem ca. 5% höherem Wert für Männer zwischen 45 und 75 Jahren. In der altersabhängigen Shannon-Entropie als Maß für die Erkrankungsunterschiede hinsichtlich der Kapitel der ICD-Klassifikation gibt es einen starken Anstieg für weibliche GKV-Patienten über 15 Jahre mit einem Maximalwert bei 50 Jahren. Zwischen 15und 70 Jahren gibt es einen höheren Wert bei den weiblichen Patienten, danach bei den männlichen Patienten mit dann erheblich kleinerer Fallzahl.

Schlussfolgerungen:

Es besteht ein Bedarf an gender- und diagnosespezifischen Vorsorgekonzepten. Veränderungen in Folge des demographischen Wandels erfordern veränderte Behandlungskapazitäten in der medizinischen Versorgung, die sich auf der Basis der vorliegenden Daten prognostizieren lassen.