Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605738
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mangelernährung in der Schwangerschaft? Der Einfluss medialer Schönheitsideale auf das Körperbild (werdender) Mütter

S Herrmann
1   Technische Universität Chemnitz, Institut für Soziologie,, Professur Soziologie mit dem Schwerpunkt Gesundheitsforschung, Chemnitz
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Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Aufgrund der medialen Präsenz geschönter Bilder schwangerer Prominenter kann bei Schwangeren ein gefährliches Bild verfestigt werden, dass Schlankheit gleichbedeutend mit Schönheit ist – Mangelernährung als Folge. Es soll in Erfahrung gebracht werden, wie (werdende) Mütter den Einfluss medialer Schönheitsideale auf ihre Schwangerschaft beurteilen, um im Rahmen der medialen Schwangerschaftsvorsorge (z.B. im Internet, in Printmedien oder im Bereich der Werbung) ggf. entsprechende Gesundheitsförderung vorantreiben zu können.

Methode:

270 Schwangere (44,4%) und Mütter (55,6%) nahmen an einer Onlinebefragung teil, deren Link in Internetforen für (werdende) Mütter gepostet oder auf einem Flyer in Frauenarztpraxen und Schwangerschaftsberatungsstellen ausgeteilt wurde. Es wurden u.a. 12 Fragen zum Thema „Medien“ gestellt; z.B. „Wie schätzen Sie den Einfluss von Model- und Beautyshows auf Ihr eigenes Körperbild ein?“; „Wie häufig vergleichen Sie Ihren eigenen Körper mit denen von berühmten Models oder Schauspielerinnen wie z.B. Heidi Klum...?“; „Modelmuttis..., dien(t)en mir als Vorbild während der Schwangerschaft.“.

Ergebnisse:

Die Analyse ergab, dass zw. 60% und 75% der (werdenden) Mütter den Model- und Beautyshows, den Informationen aus dem Internet, den Mode-, Beauty- oder Lifestylemagazinen und dem heutigen Schlankheitsideal zwar einen geringen bis sehr hohen Einfluss auf ihr eigenes Körperbild zuschreiben; aber nicht einmal 8,2% ihren eigenen Körper mit den von berühmten Models oder Schauspielerinnen vergleichen und nur wenige nehmen sich Modelmuttis, wie bspw. Heidi Klum während (5,8%) oder nach (9,9%) ihrer Schwangerschaft zum Vorbild.

Schlussfolgerung:

Da die meisten (werdenden) Mütter den Medien einen gewissen Einfluss zuschreiben und selbst eine sehr gute mediale Erreichbarkeit aufweisen, sollten Experten die Medien im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge nutzen, um intensiv Informationen für eine gesunde Schwangerschaft bereitzustellen.