Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605726
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Frühe Hilfen in Deutschland: Ein Vorschlag zur bundesweit repräsentativen Erhebung familialer Belastungen

I Renner
1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Köln
,
A Neumann
1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Köln
,
M Paul
1   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Köln
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) ist federführend zuständig für die wissenschaftliche Begleitung des Ausbaus Früher Hilfen in Deutschland. Frühe Hilfen richten sich in erster Linie an junge Eltern in psychosozial belastenden Lebenslagen. Frühe Hilfen sollen dazu beitragen, dass Eltern Lebens- und Erziehungskompetenzen entwickeln und erweitern, um ihren Kindern ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen zu ermöglichen. Um das Frühe Hilfen Angebot dem Bedarf der Familien anzupassen, ist mehr Wissen um die Prävalenzen psychosozialer Belastungen in Deutschland dringend notwendig. Die klassischen sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden leiden jedoch unter dem sog. „Mittelschichtsbias“. Wie kann für die Repräsentativerhebung bei jungen Eltern gewährleistet werden, dass alle Bevölkerungsschichten – entsprechend ihres tatsächlichen Anteils – im Sample vertreten sind?

Methode:

Das NZFH hat in zwei sozialstatistisch vergleichbaren deutschen Großstädten zwei Studien mit alternativen Erhebungsmethoden durchgeführt. In Stadt A wurde das klassische sozialwissenschaftliche Verfahren einer Stichprobenziehung über das Einwohnermeldeamt gewählt; in Stadt B wurden die Eltern während der pädiatrischen Früherkennungsuntersuchungen vom Pädiater angesprochen und für eine Studienteilnahme gewonnen („Pädiaterdesign“). Die Ergebnisse wurden mit den Ergebnissen des Mikrozenzus für beide Städte verglichen.

Ergebnisse:

Die Verteilung der soziodemografischen Subgruppen entsprach in Stadt B den Ergebnissen des Mikrozenzus und wich in Stadt A stark davon ab.

Schlussfolgerungen:

Das Erhebungsverfahren, das in Stadt B angewandt wurde, ist im Feld der Frühen Hilfen deutlich besser dazu geeignet, die Bevölkerungsgruppe „junge Eltern“ repräsentativ abzubilden, als das klassisch sozialwissenschaftliche Verfahren das in Stadt A. Daher wurde das. „Pädiaterdesign“ in einer bundesweit repräsentativen Befragung mit einer Stichprobe von n = 8063 Familien erfolgreich angewandt.