Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605709
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prävention druch zielgruppenspezifische Lebensweltanalyse bei älteren Menschen mit einer geistigen Behinderung

C Geukes
1   Fachhochschule Bielefeld, Pflege und Gesundheit, Bielefeld
,
D Latteck
1   Fachhochschule Bielefeld, Pflege und Gesundheit, Bielefeld
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Hintergrund:

Bei Menschen mit geistiger Behinderung (M.m.g.B.) wird ein demografischer Wandel registriert. Dies löst veränderte Versorgungs- und Präventionserfordernisse aus, innerhalb derer das Individuum durch ein selbstorganisiertes Gesundheitshandeln und eine adäquate Gesundheitskompetenz gestärkt sein sollte. Hinsichtlich des Empowerment-Ansatzes im Sinne der UN-Behindertenrechstkonvention ist dies ebenfalls bedeutsam. Unabdingbar sind dafür nutzerorientierte Konzepte zur Gesundheitsförderung von älteren M.m.g.B, in dessen Mittelpunkt das selbstbestimmte, informierte Individuum steht. Um das bestehende Forschungsdesidarat zu schließen ist es essentiell, handlungsleitende Strukturen und den gesundheitsbezogenen Alltag der älteren M.m.g.B. aus Nutzersicht zu erforschen.

Fragestellung/Methode:

Um die gesundheitsbezogenen Sinn- und Relevanzstrukturen bei älteren M.m.g.B. explorativ zu erforschen, wurden 31 Leitfadeninterviews mit M.m.g.B. in einem Alter von über 45 Jahren analysiert. Die Datenauswertung erfolgte mittels integrativem Basisverfahren nach Kruse.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse zeigen eine spezifische Struktur in der Aneignung von neuen gesundheitsbezogenen Informationen, innerhalb derer Sinnstrukturen nach einem „Wenn-Dann-Muster“ konstruiert werden. Im Alltag werden von der Zielgruppe Deutungsmuster angewendet, die sich stark an deren gesundheitsbezogenen Erfahrungen orientieren. Handlungsleitende, gesundheitsbezogene Relevanz für ältere M.m.g.B. haben vor allem Kontakte zu Ärzten und die eigene beruflichen Arbeit.

Schlussfolgerung:

Die erstmalig erhobenen Daten belegen eine spezifische Struktur in der gesundheitsbezogenen Konstruktion der Alltags- und Lebenswelt von älteren M.m.g.B. Für die Entwicklung nutzergruppenspezifischer, präventiver Konzepte für die Zielgruppe sollten diese Sinn-und Relevanzstruktur berücksichtigt werden, um das Individuum in seinen Selbstmanagementfähigkeiten adäquat und ressourcenschonend zu unterstützen.