Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605697
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wie schätzen niedergelassene Urologen die Leitlinien-Empfehlungen zur Früherkennung des Prostatakarzinoms ein? Eine Querschnittanalyse

B Borutta
1   Institut f Epidemiologie, Sozialmedizin, Gesundheitssystemforschung. MH Hannover, Hannover
,
U Walter
1   Institut f Epidemiologie, Sozialmedizin, Gesundheitssystemforschung. MH Hannover, Hannover
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die Früherkennung des Prostatakarzinoms (PCa) wird kontrovers diskutiert. Die S3 Leitlinie zum PCa empfiehlt den PSA-Test, die GKV trägt die Kosten nicht. Wie bewerten Fachärzte für Urologie als Hauptakteure die Leitlinie hinsichtlich der Empfehlungen zu Früherkennungsuntersuchungen?

Methoden:

Alle ambulant tätigen Urologen in Niedersachsen (n = 288) und Nordrhein-Westfalen (n = 685) wurden gemäß der Tailored Design Method (TDM, Dillman 2014) mehrfach schriftlich, inklusive einem handschriftlichen Gruß, kontaktiert. Erhoben wurden ärztliche Einstellungen, Präferenzen und Verhaltensweisen im Rahmen der Früherkennung des PCa sowie soziodemografische Charakteristika. Die Dateneingabe erfolgte mit Access und die -analyse mit SPSS.

Ergebnisse:

Die Analyse basiert auf 380 Fragebögen. Die Reponse beträgt 40,8%, der Frauenanteil liegt bei 7,1%. Den Nutzen des PSA-Tests halten 92,3% für ausreichend belegt, jedoch äußern nur 76,2%, dass genügend Evidenz zur Mortalitätsreduktion vorliegt. Die Empfehlungen aus der S3 Leitlinie zur umfassenden Patienten-Aufklärung werden sehr unterschiedlich eingeschätzt: Rund die Hälfte der Befragten (53,6%) hält die Aufklärungsempfehlungen für zeitlich nicht realistisch, 47,4% äußern, dass diese nicht den Patientenerwartungen entsprechen. Mehr als ein Drittel erachtet die Empfehlungen für nicht sinnvoll (36,8%). Nur 3% sehen eine Nichtteilnahme an der Früherkennung als gleichwertige Option zur Inanspruchnahme an.

Schlussfolgerung:

Die Empfehlungen der TDM nach Dillman haben zu einer für Ärztebefragungen sehr hohen Response geführt. Für zukünftige Studien kann die Vorgehensweise durchweg empfohlen werden. Aufgrund der Response wird die Datenbasis als sehr gut angesehen. Die Inhalte der S3 Leitlinie werden von den Urologen teilweise sehr kritisch bewertet. Es erscheint sinnvoll, die Argumente für die umfassende Patienten-Aufklärung gezielt und gut verständlich in der Urologenschaft zu kommunizieren.