Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605690
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapiedosis in der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation in der Orthopädie: eine Analyse erbrachter therapeutischer Leistungen

M Markus
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck
,
M Streibelt
2   Deutsche Rentenversicherung Bund, Abteilung Rehabilitation, Berlin
,
M Schuler
3   Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg
,
M Bethge
1   Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) für Patienten mit Muskel-Skelett-Erkrankungen ist ein Rehabilitationsangebot, welches auf die spezifischen Bedarfe von Rehabilitanden mit einer negativen Erwerbsprognose ausgerichtet ist. Durch zusätzliche berufsbezogene Therapiemodule im Umfang von mindestens 9,5 Stunden (mind. 30 Minuten psychosoziale Arbeit, mind. 180 Minuten berufsbezogene Gruppen, mind. 360 Minuten Arbeitsplatztraining) sollen Rehabilitanden befähigt werden, ihren bisherigen oder angestrebten Arbeitsplatz wieder einnehmen zu können. Ziel der Analysen war eine Bewertung des Implementierungsgrades der MBOR in der realen Versorgung.

Methoden:

Analysiert wurde die Behandlungsdosis beruflicher Angebote anhand der in den Entlassungsberichten dokumentierten therapeutischen Leistungen.

Ergebnisse:

Eingeschlossen wurden die Daten von 1045 Rehabilitanden aus 48 Rehabilitationseinrichtungen, die 2016 an einer MBOR teilnahmen. Die durchschnittlich erhaltene Gesamttherapiedosis lag bei 8,3 Stunden (psychosoziale Module: 181 Minuten; Arbeitsplatztraining: 316 Minuten). Die gesamte berufsorientierte Therapiedosis variierte zwischen den Einrichtungen erheblich (3,2 bis 33,9 Stunden). Lediglich 31,3% aller Einrichtungen erbrachten im Mittel mindestens 9,5 Stunden berufsorientierte Therapien pro Rehabilitand.

Schlussfolgerungen:

Im Vergleich zu früheren Studien hat sich die berufliche Therapiedosis deutlich erhöht. Die Zahlen deuten darauf hin, dass sich die Umsetzung der Anforderungen zunehmend konsolidiert. Der Implementierungsgrad variiert zwischen den Einrichtungen jedoch nach wie vor und in vielen Einrichtungen besteht eine Diskrepanz zwischen empfohlener und tatsächlicher Therapiedosis. Es ist daher unklar, ob die in randomisiert kontrollierten Studien gezeigten Teilhabeeffekte der MBOR auch in der realen Versorgung erreicht werden.