Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605687
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zugang zur stationären Rehabilitation bei Methamphetaminabhängigkeit – Barrieren und Optimierungspotenziale aus Expertenperspektive

L Hoffmann
1   Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
N Schumann
1   Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
,
M Richter
1   Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale)
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Aufgrund steigender Konsumentenzahlen von Methamphetamin in Deutschland und insbesondere in Mitteldeutschland, steigen parallel auch der Bedarf und die Inanspruchnahme medizinischer Rehabilitationsmaßnahmen für diese Zielgruppe enorm an. Ergebnisse aus dem rehabilitativen Versorgungskontext zeigen, dass der Zugang zu rehabilitativen Maßnahmen oftmals durch ungleiche Fachkenntnisse, Behandlungskonzepte sowie uneinheitliche Finanzierungsstrukturen erschwert ist. Ziel der Studie ist es zu explorieren, welche zentralen Barrieren den Zugang zur stationären Rehabilitation bei Methamphetaminabhängigkeit beeinträchtigen und wie diese behoben werden können.

Methodik:

In 39 semi-strukturierten Einzelinterviews wurden Erfahrungen und Perspektiven von Experten unterschiedlicher Versorgungsbereiche exploriert. Anschließend wurden die Ergebnisse der Einzelinterviews in zwei professionsübergreifenden Fokusgruppen diskutiert und validiert. Alle Interviews und Fokusgruppendiskussionen wurden mithilfe des interpretativen Auswertungsverfahrens nach Meuser & Nagel analysiert.

Ergebnisse:

Der Zugang zur stationären Rehabilitation für Methamphetaminabhängige wird insbesondere aufgrund struktureller Probleme beeinträchtigt. Dazu gehören z.B. ein erschwerter Zugang zur Reha über Hausärzte, ein zu selten bedientes Nahtlosigkeitsverfahren, Kapazitätsprobleme sowie ein intransparentes Verfahren der Klinikauswahl.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse zeigen, dass der Zugang zur stationären Reha für Methamphetaminabhängige durch unterschiedliche Barrieren beeinträchtigt ist. Es gilt künftig vor allem Hausärzte für mehr Offenheit gegenüber Drogenkonsumenten und deren Besonderheiten zu sensibilisieren, einen nahtlosen Übergang von der Entgiftungs- zur Rehabilitationsbehandlung zu gewährleisten, Wartezeiten zu verkürzen sowie differenzierte, bedarfsgerechte Reha-Angebote bereitzustellen.