Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605674
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Höhere Prävalenzen kindlicher Entwicklungsgefährdungen in Kitas mit hohem Anteil übernommener Elternbeiträge

M Franze
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald
,
J Biermann
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald
,
W Hoffmann
1   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

In Mecklenburg-Vorpommern (M-V) weisen viele Einschüler sprachl., emot.-soz. bzw. mot. Entwicklungsverzögerungen auf (22,5% bzw. 17,7% bzw. 14,8%; Erhebung 2015/'16). Für 3- bis 6-Jährige aus Kitas in sozial benachteiligten Regionen ist eine Früherkennung von Entwicklungsgefährdungen durch das Kindertagesförderungsgesetz (KiföG M-V) geregelt: (1) jährl. Durchführung des „Dortmunder Entwicklungsscreening für den Kindergarten (DESK 3 – 6)“ für mind. 3 Jahre, (2) gezielte individuelle Förderung entwicklungsgefährdeter Kinder, (3) Beteiligung dieser „DESK-Kitas“ an einer Evaluation. „DESK-Kitas“ sind durch einen überdurchschn. hohen Anteil von Elternbeiträgen gekennzeichnet, die vom jeweiligen Jugendamt übernommen werden. Weisen Kinder aus „DESK-Kitas“ mit besonders hohem Übernahmeanteil schlechtere DESK-Scores auf als Kinder aus „DESK-Kitas“ mit vergleichsweise niedrigem Übernahmeanteil?

Methoden:

N = 130 „DESK-Kitas“ (Stand: 24.04.2017). Zum Analysezeitpunkt stellten 6 von 8 Landkreisen/Städten kitaspezifische Angaben zum Übernahmeanteil bereit. Vergleich „DESK-Kita“-Gruppen niedriger vs. hoher Anteil übernommener Elternbeiträge (Mediansplit). Outcome: DESK-Mittelwerte. Stat. Verfahren: Kovarianzanalysen stratifiziert nach 6 Regionen, 3 Altersgruppen u. 5 DESK-Skalen. Kovariaten: Geschlecht u. Regelmäßigkeit Kitabesuch. n = 3.292.

Ergebnisse:

In 5 der 6 analysierten Regionen weisen Kinder aus „DESK-Kitas“ mit besonders hohem Übernahmeanteil erwartungskonform schlechtere DESK-Ergebnisse auf. Je nach Region erreichen zw. 5 u. 13 der 15 Gruppenvergleiche stat. Signifikanz (mind. p < 0,05).

Schlussfolgerungen:

Die Ergebnisse werden als erste Hinweise zur Validität des Kriteriums „überdurchschn. Anteil übernommener Elternbeiträge“ interpretiert. Die Analysen bezogen sich bislang nur auf „DESK-Kitas“ u. sollten zukünftig um Analysen unter Einbezug sämtlicher Kitas in M-V u. in Hinblick auf Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchung ergänzt werden.