Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605642
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hepatitis B und C-Informationsbedarfe bei in Deutschland lebenden Migrant/innen aus Subsahara-Afrika

C Santos-Hövener
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
C Koschollek
1   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
A Kuehne
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin
,
A Thorlie
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin
,
V Bremer
2   Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Prävalenz chronischer Hepatitis B/C (HEP) ist in Subsahara-Afrika deutlich höher als in Deutschland. Zur HEP-Prävalenz und zu den Präventionsbedarfen bei in Deutschland lebenden Migranten aus Subsahara-Afrika (MiSSA) liegen bisher keine Daten vor. Ziel dieses Beitrags ist die Identifizierung von HEP-Informationsbedarfen, die im Rahmen einer multizentrischen Studie zu Wissen, Verhalten und Einstellungen (KABP) bei MiSSA von 2015 bis 2016 erhoben wurden.

Methodik:

Im Rahmen eines Convenience Samplings mithilfe eines standardisierten KABP-Fragebogens rekrutierten geschulte Peer Researcher Teilnehmende. Fragebögen auf Deutsch, Englisch und Französisch konnten selbst oder im Interview ausgefüllt werden. Zur Abfrage des Wissens zu HEP wurden neun korrekte Aussagen präsentiert, und Teilnehmende berichteten ob ihnen die jeweilige Information schon bekannt war. Zur Analyse von Einflussfaktoren auf das Wissen zu HEP verwendeten wir eine logistische Regression mit einem multivariablen Zwei-Ebenen-Modell.

Ergebnisse:

Von 3.040 Befragten waren 54% Männer, der Altersmedian lag bei 31 Jahren, die mediane Aufenthaltszeit in Deutschland betrug fünf Jahre und 54% gaben (sehr) gute Deutschkenntnisse an. Einen Grund-/Hauptschulabschluss hatten 24%, 8% keinen Schulabschluss. Eine Krankenversicherungskarte hatten 81%. Die präsentierten Informationen zu HEP waren 23%-57% bekannt. Am seltensten war bekannt, dass eine unbehandelte HEP zu Krebs führen kann (27%) und dass es keine Impfung gegen Hepatitis C gibt (23%). Gruppen mit höheren Informationsbedarfen waren Personen mit geringerer Bildung, Einkommen, Deutschkenntnissen und muslimischer Religionszugehörigkeit, ohne reguläre Krankenversicherung, < 25 Jahren und Männer.

Schlussfolgerungen:

Um die identifizierten Präventionsbedarfe zielgerichtet zu adressieren, sollten Präventionsbotschaften partizipativ entwickelt werden, die sich vor allem recent migrants, Menschen mit niedrigem Sozialstatus/Alter und Muslime richten.