Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605636
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gesundheitskompetenz, Gesundheitszustand und soziale Unterstützung – Ergebnisse aus dem Survey GEDA 2014 – 2015/EHIS

S Jordan
1   Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
C Diederichs
1   Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
,
S Dollmann
2   Maastricht University, Faculty of Health, Medicine and Life Sciences, Maastricht
,
H Neuhauser
1   Robert Koch-Institut, Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Niedrige Gesundheitskompetenz (GK) ist häufig mit einem schlechteren Gesundheitszustand assoziiert. Bislang gibt es wenig empirische Erkenntnisse über den Einfluss sozialer Faktoren wie beispielsweise sozialer Unterstützung (SU) auf diesen Zusammenhang. Ziel unserer Analysen ist es, die Assoziation zwischen GK und Gesundheitsstatus im Hinblick auf SU näher zu untersuchen.

Methoden:

Die Analysen basieren auf Daten aus der Querschnittstudie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) 2014 – 2015/EHIS, einem Survey der deutschsprachigen erwachsenen Bevölkerung (n = 24.016). Die allgemeine GK wurde mit der Kurzform des European Health Literacy Fragebogens (HLS-EU-Q16), SU mit der Oslo-3-Items-Social-Support Scale (Oslo-3) und der Gesundheitszustand mit der subjektiven Selbsteinschätzung erhoben. Der HLS-EU-Q16-Index wurde in drei GK-Level unterteilt: „ausreichend“ (13 – 16 Punkte), „problematisch“ (9 – 12) und „inadäquat“ (1 – 8). Die Analysen wurden mit logistischer Regression adjustiert nach Geschlecht, Alter und Bildung und mit Stata Survey-Prozeduren berechnet.

Ergebnisse:

In der Gruppe mit inadäquater GK ist der Anteil mit niedriger SU am größten 35,8% (95%-KI: 33,5 – 38,1), während er bei problematischer 22,6% (95%-KI: 21,2 – 24,1) und bei ausreichender GK 13,6% (95%-KI: 12,8 – 14,4) beträgt. Bei der nach Geschlecht, Alter und Bildung adjustierten Assoziation zwischen GK und Gesundheitszustand stellt SU einen bedeutsamen Faktor dar. Bei inadäquater GK erhöht eine niedrige SU die Chance auf einen mittelmäßigen bis schlechten Gesundheitsstatus um das 1,84-fache (OR; 95%-KI: 1,33 – 2,56; Referenz hohe SU), bei problematischer GK um das 2,99-fache (OR; 95%-KI: 2,40 – 3,72) und bei ausreichender GK um das 2,43-fache (OR; 95%-KI: 2,07 – 2,86).

Schlussfolgerungen:

SU spielt bei dem Einfluss von GK auf den Gesundheitszustand eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Soziale Faktoren wie SU sollten bei Studien zur GK stärker berücksichtigt werden.