Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605628
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sozialstrukturelle Determinanten beruflicher Reintegration bei Frauen mit Brustkrebs

C Heuser
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Bonn
,
S Halbach
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Bonn
,
C Kowalski
2   Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin
,
A Enders
3   Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Gesundheitsförderung bei vulnerablen Gruppen, Köln
,
H Pfaff
4   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Humanwissenschaftliche Fakultät, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Köln
,
N Ernstmann
1   Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung, Bonn
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Fragestellung:

Soziale Ungleichheiten können zu Unterschieden in der gesundheitlichen Versorgung führen. Ein zentraler Aspekt der Gesundheitsversorgung ist die medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation. Dabei ist die Rückkehr in den Beruf ein zentraler Parameter der Ergebnisqualität, der wesentlich zur Krankheitsverarbeitung und Lebensqualität beiträgt sowie gesellschaftliche Teilhabe sicherstellt. Die Studie analysiert, inwieweit sozialstrukturelle Determinanten, nach Kontrolle krankheitsbezogener Variablen die berufliche Reintegration von Brustkrebspatientinnen beeinflussen.

Methoden:

Seit Februar 2013 wurden anhand eines Fragebogens deutschlandweit Längsschnittdaten von erstmals erkrankten Brustkrebspatientinnen (PIAT) zu drei Messzeitpunkten erhoben (N= 577). Der Zusammenhang wurde mittels einer logistischen Regressionsanalyse überprüft.

Ergebnisse:

Die soziodemografischen Variablen „Meister- oder Fachhochschulabschluss“ im Vergleich zu „Hochschulabschluss“ (OR = 3,1, 95%-KI = 1,2 – 8,1), Altersgruppe „55 – 59 Jahre“ im Vergleich zu „18 – 44 Jahre“ (OR = 3,2, 95%-KI = 1,2 – 8,4) und „Kinder“ (OR = 2,8, 95%-KI = 1,2 – 6,2) sowie die krankheitsbezogenen Kontrollvariablen „Inanspruchnahme einer Rehabilitationsleistung“ (OR = 0,5, 95%-KI = 0,3 – 0,9), individueller Gesundheitszustand „gut“ und „ausgezeichnet“ im Vergleich zu „schlecht“ (OR = 2,7, 95%-KI = 1,4 – 5,5; OR = 11,6, 95%-KI = 4,2 – 31,8) und die UICC-Klassifizierung „Stadium II“ und „Stadium III/IV“ im Vergleich zu „Stadium 0/I“ (OR = 0,5, 95%-KI = 0,3 – 0,8; OR = 0,2, 95%-KI = 0,1 – 0,5) beeinflussen signifikant die berufliche Reintegration von Brustkrebspatientinnen (Nagelkerkes R2 = 0,275).

Schlussfolgerungen:

Die nachgewiesene Assoziation zwischen soziodemografischen Determinanten und beruflicher Reintegration trägt zur Erklärung von Ungleichheiten in der gesundheitlichen Versorgung von Frauen mit Brustkrebs bei. Eine geplante PIAT-Nachbefragung in Verbindung mit Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung soll die Befunde erweitern.