Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605620
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Versorgungsunterschiede in der Psychosomatischen Rehabilitation zwischen Versicherten mit deutscher und türkischer Nationalität

AD Rose
1   Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin, Geschäftsbereich Sozialmedizin und Rehabilitation, Berlin
,
P Zollmann
1   Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin, Geschäftsbereich Sozialmedizin und Rehabilitation, Berlin
,
S Erbstößer
1   Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin, Geschäftsbereich Sozialmedizin und Rehabilitation, Berlin
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Etwa ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland hat einen Migrationshintergrund, etwas weniger als die Hälfte davon keine deutsche Staatsbürgerschaft. Die Versorgungssituation von Menschen mit Migrationshintergrund speziell in der psychosomatischen Rehabilitation ist bisher nur wenig untersucht (Brzoska et al. 2010). Studien zum Reha-Erfolg belegen schlechtere Ergebnisse für Personen mit Migrationshintergrund (Brause & Schott 2013). Studienergebnisse zu Einflussfaktoren auf den Reha-Erfolg sind heterogen (Bause et al, 2012).

Methodik:

Basierend auf der Reha-Statistik-Datenbasis (RSD) 2007 – 2014 wurden alle in 2012 abgeschlossenen psychosomatischen Rehabilitationen (n = 128.165 Pflichtversicherte) und der sozialmedizinische Verlauf analysiert. Verfahren der Altersstandardisierung sowie logistische Regressionen wurden hierfür verwendet.

Ergebnisse:

Von den psychosomatischen Rehabilitanden in 2012 hatten 5,8% eine ausländische Staatsangehörigkeit, 2% waren türkischer, 3,7% anderer Nationalität. Im Unterschied zu anderen Reha-Indikationen zeigt sich keine Benachteiligung von türkischen Versicherten im Zugang zur psychosomatischen Rehabilitation. Bezüglich der Reha-Ergebnisse, wie z.B. Symptomreduktion, Rückkehr ins Erwerbsleben zeigen türkische Rehabilitanden deutlich schlechtere Werte. Es ergeben sich auch Hinweise darauf, dass vor allem türkische Rehabilitandinnen eine besonders belastete Gruppe bilden.

Schlussfolgerungen:

Rehabilitanden mit türkischer Nationalität scheinen eine spezifische Gruppe in der psychosomatischen Rehabilitation zu bilden und weniger als Angehörige anderer Nationalitäten vom Reha-Angebot zu profitieren. Um der Diversität der Rehabilitanden-gruppen mit ihren spezifischen Anliegen und Bedürfnissen zu begegnen sollten den Themen Informationsvermittlung im Vorfeld der Rehabilitation, Kommunikation, Behandler-Patient-Interaktion, möglichen Sprachbarrieren und Überlegungen zu kultursensiblen Angeboten besondere Beachtung geschenkt werden.