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DOI: 10.1055/s-0037-1605612
Primärpräventive Defizite in der diabetischen Fußversorgung? Ein Survey von Patienten mit vs. ohne Fußsyndrom in Diabetes-Schwerpunktpraxen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
01. September 2017 (online)
Leitliniengerechte Fußpflege ist sowohl für die Prävention als auch Therapie des diabetischen Fußsyndroms (DFS) zentral. Daher wäre es indiziert, wenn Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) ohne DFS über ein ebenso ausgeprägtes Fußpflegewissen verfügten wie Patienten mit DFS, und ihr Wissen ebenso in Verhalten umsetzten. In der vorliegenden Studie wurde daher das Ausmaß des Fußpflegewissens von T2DM-Patienten mit und ohne DFS und seine Assoziation mit dem Fußpflegeverhalten untersucht.
In einer Querschnittstudie wurden N = 473 Patienten mit T2DM in acht niedersächsischen Diabetes-Schwerpunktpraxen per Selbstausfüllfragebogen befragt (Teilnahmerate: 77,4%). Dabei wurden im Erhebungszeitraum von jeweils zwei Wochen pro Praxis alle Patienten mit einem T2DM und DFS (Wagner-Klassifikation ≤3) und die ersten 50 T2DM-Patienten ohne DFS eingeschlossen. Das Fußpflegeverhalten wurde mit einer per Übersetzung-Rückübersetzung ins Deutsche übertragenen Version des Nottingham Assessment of Functional Footcare (NAFF) erfasst, und das Wissen mit Items, die unter Bezug auf die Nationale VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabetes: Präventions- und Behandlungsstrategien für Fußkomplikationen entwickelt wurden.
Adjustiert für Geschlecht, Alter, Schulbildung und Diabetesdauer hatten Patienten mit DFS sowohl ein günstigeres Wissen (F(1,258)= 16,2, p < 0,001) als auch Verhalten (F(1,256)= 21,8, p < 0,001) als Patienten ohne DFS. Patienten mit vergleichsweise günstigem Wissen (>Median) verhielten sich im Vergleich mit Patienten mit weniger Wissen nur in der Gruppe mit einem DFS signifikant günstiger (F(1,256)= 11,8, p = 0,001; Gruppe ohne DFS: F(1,256)= 3,2, p = 0,075). Der entsprechende Interaktionseffekt war grenzwertig signifikant (F(1,256)= 3,6, p = 0,058).
Bei T2DM-Patienten mit DFS ist das Fußpflegewissen ausgeprägter und die Wissens-Verhaltens-Lücke kleiner als bei Patienten ohne DFS. Dies weist auf empirische Weise auf klinisch bekannte primärpräventive Defizite in der diabetischen Fußversorgung hin.