Gesundheitswesen 2017; 79(08/09): 656-804
DOI: 10.1055/s-0037-1605605
Vorträge
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Regionale Unterschiede in der Gesundheit: Das Verhältnis von sozioökonomischer Deprivation und sozioökonomischem Status

LE Kroll
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
M Schumann
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
J Hoebel
1   Robert Koch-Institut, Berlin
,
T Lampert
1   Robert Koch-Institut, Berlin
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
01 September 2017 (online)

 

Einleitung:

Für Deutschland sind regionale Unterschiede in der Gesundheit bereits vielfach dokumentiert. Ziel des Beitrags ist es, die Bedeutung regionaler und individueller soziökonomischer Unterschiede im Hinblick auf verschiedene Gesundheitsindikatoren zu untersuchen.

Methoden:

Als Datenquelle dient die Studie zur Gesundheit in Deutschland aktuell 2014/2015 (n = 24.016), für die Informationen zum Wohnort der Studienteilnehmer verfügbar sind. Der sozioökonimische Status (SES) der Studienteilnehmer wird über den Index des Robert Koch-Instituts abgebildet. Als Indikator für die regionale soziale Lage wird der „German Index of Socioeconomic Deprivation“ (GISD) auf Ebene der Gemeindeverbände (n = 255, N = 4.504) verwendet. Es werden Zusammenhänge mit dem allgemeinen Gesundheitsbewusstsein, sportlicher Aktivität, Adipositas und der 12-Monats-Prävalenz von Diabetes untersucht.

Ergebnisse:

In den bivariaten Analysen bestehen für sportliche Aktivität, Adipositas und Diabetes signifikante Zusammenhänge mit der regionalen Deprivation, während sich im Hinblick auf das Gesundheitsbewusstsein keine entsprechenden Assoziationen zeigen. Nach Kontrolle des SES (RII: Männer 1,81/5,13; Frauen 2,9/4,7) der Befragten zeigen sich für diese Indikatoren weiterhin signifikante Zusammenhänge mit dem GISD (RII: Männer 1,15/1,66; Frauen: 1,38 – 1,62). Die Berücksichtigung von SES und GISD erklärt etwa ein Drittel der auf Ebene der Gemeindeverbände beobachtbaren regionalen Unterschiede (MW MOR Basismodelle = 1,24; voll adjustierte Modelle = 1,16). Es gibt keine Hinwiese auf signifikante Interaktionen zwischen SES und GISD.

Schlussfolgerungen:

Der GISD bildet regionale sozioökonomische Unterschiede ab und leistet einen Beitrag zur Erklärung regionaler gesundheitlicher Ungleichheiten. Wird die Bedeutung von GISD und SES im Hinblick auf die Erklärungsleistung regionaler Unterschiede verglichen, zeigt sich ein beträchtlicher Anteil nicht erklärter regionaler Variation.