Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605299
Kurzvorträge
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Komplikationsmanagement I – Fisteln und Insuffizienzen: Freitag, 15 September 2017, 08:30 – 09:50, Barcelona/Forschungsforum 5
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ökonomische Relevanz des Auftretens spezifischer Komplikationen in der Viszeralchirurgie im G-DRG-System am Beispiel der postoperativen Pankreasfistel

O Strobel
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
U Hinz
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
T Hank
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
W Niesen
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
T Hackert
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
M Büchler
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Hintergrund:

Die postoperative Pankreasfistel (POPF) bestimmt als zentrale behandlungsspezifische Komplikation den Verlauf nach Pankreasresektionen und ist mit schweren Folgekomplikationen und erhöhtem Ressourcenverbrauch assoziiert. Die tatsächliche ökonomische Relevanz der POPF und ihr Einfluss auf die Erlössituation im German Diagnosis Related Groups (G-DRG)-System sind aber unklar.

Methoden:

Der Einfluss der POPF auf Kosten und Erlöse wurde im Rahmen einer Kostenträgerrechnung mit Vollkostenanalyse unter Verwendung der InEK-Kalkulationsdaten für alle an unserer Klinik nach einer Pankreasresektion im Jahr 2015 entlassenen und über das G-DRG-System abgerechneten Behandlungsfälle analysiert. Für die Definition und Schweregradeinteilung der POPF wurde die neue Konsensusdefinition der International Study Group of Pancreatic Surgery (ISGPS) aus 2017 verwendet. Faktoren, die mit einem Defizit von > 1000 € pro Behandlungsfall assoziiert waren, wurden in uni- und multivariablen Risikoanalysen untersucht.

Ergebnisse:

Von 505 Patienten mit Pankreasresektionen entwickelten 78 (15,4%) eine POPF. Auftraten und Schweregrad der POPF waren nach allen Resektionsformen und in den einzelnen DRGs signifikant mit erhöhten Behandlungskosten assoziiert (z.B. mittlere Kosten von 15.741,51 € ohne versus 54.023,20 € mit POPF nach partieller Pankreatoduodenektomie; p < 0,0001). Die DRG-Fallerlöse stiegen zwar parallel ebenfalls signifikant an, konnten die überhöhten Kosten jedoch nicht decken und führten in den Fällen mit POPF, nach den einzelnen Resektionen, in den einzelnen DRGs über alle Fälle zu einem Defizit. Die POPF und die Durchführung einer totalen Pankreatektomie waren die dominanten unabhängigen Risikofaktoren für einen Verlust von > 1000 € pro Behandlungsfall.

Ergebnisse:

Die POPF hat starken Einfluss auf das ökonomische Ergebnis in der Pankreaschirurgie. Die komplexe Viszeralchirurgie ist aktuell im G-DRG-System nicht adäquat abgebildet, unter anderem weil behandlungsspezifische Komplikationen nicht kostendeckend berücksichtigt werden.