Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605297
Kurzvorträge
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Komplikationsmanagement I – Fisteln und Insuffizienzen: Freitag, 15 September 2017, 08:30 – 09:50, Barcelona/Forschungsforum 5
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Anatomische Grenzen für Luft? Fallbeispiel einer massiven 3-Kompartiment Pneumatosis nach Koloskopie

A Balcarek
1   Siloah/St. Trudpert Krankenhaus, Allg.-/Visz.-/Thoraxchirurgie, Pforzheim, Deutschland
,
T Kijak
1   Siloah/St. Trudpert Krankenhaus, Allg.-/Visz.-/Thoraxchirurgie, Pforzheim, Deutschland
,
T Schulz
1   Siloah/St. Trudpert Krankenhaus, Allg.-/Visz.-/Thoraxchirurgie, Pforzheim, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Koloskopie ist Goldstandard bei der Vorsorgeuntersuchung für kolorektale Karzinome mit therapeutischer Option. Eine Kolonperforation ist eine seltene, aber schwerwiegende Komplikation.

Falldarstellung:

Der 82-jährige Patient klagte nach einer Koloskopie mit Probeentnahme und Tuschemarkierung eines Sigmatumors über eine mäßige Dyspnoe und eine Gesichtsschwellung.

Zoom Image
Abb. 1: Foto Gesicht

In der Computertomografie fand sich massiv freie Luft im Bereich des Tumors, ein bilateraler Pneumothorax, ein massives Hautemphysem einschließlich im Gesicht und ein ausgedehntes Pneumomediastinum. Im Rahmen der notfallmäßigen Laparotomie konnte eine antimesenterial retroperitoneale Sigmaperforation nachgewiesen werden.

Diskussion:

Hals, Thorax und Abdomen sind laut Literatur (Maunder et.al) über die drei Kompartimente – der Präviszeral-, Viszeral- und Prävertebralraum miteinander verbunden. Unserer Meinung nach lässt sich daran die Luftverteilung bei unserem Patienten nur partiell nachvollziehen, da sich hieraus das massive Hautemphysem (extrafasziales Kompartiment) sowie die beidseitigen Pneumothoraces nicht erklären lassen.

Plausibel ist eine Luftverteilung ungeachtet anatomischer Grenzen über Diffusion – unterstützt durch den Druckgradienten nach der endoskopischen Luftinsufflation. Eine Entstehung des bilateralen Pneumothorax durch eine Ruptur der Pleura parietalis/des Mediastinums (viszerales Kompartiment) können wir zwar nicht widerlegen, erscheint uns aber recht traumatisch. Wahrscheinlicher diffundiert die Luft direkt in den Pleuraspalt, wie auch in das Subkutangewebe.

Fazit:

Dyspnoe und/oder eine Gesichtsschwellung nach einer Koloskopie sollten umgehend als Folge einer iatrogenen Perforation interpretiert werden.

Luft hat wenige Grenzen: Unserer Meinung nach erfolgt die Luftverteilung primär über Diffusion, unterstützt durch den Druckgradienten nach endoskopischer Insufflation.