Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605284
Kurzvorträge
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Klinische Praxis und Versorgungsforschung: Freitag, 15 September 2017, 08:30 – 09:50, Coventry/Forschungsforum 4
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

SEAL-Projekt – Strukturierte Früherkennung von Leberfibrose und Leberzirrhose durch Screening der Allgemeinbevölkerung

, SEALStudiengruppe
M Nguyen-Tat
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
2   Universitätsmedizin Mainz, Cirrhose Centrum Mainz (CCM), Mainz, Deutschland
,
F Lammert
3   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
FJ Heil
4   Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (BNG), Ulm, Deutschland
,
G Zimper
5   Saarländischer Hausärzteverband e.V., Wallerfangen-Ittersdorf, Deutschland
,
B Zwerenz
6   Deutscher Hausärzteverband-Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., Koblenz, Deutschland
,
M Jansky
7   Universitätsmedizin Mainz, Abteilung für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Mainz, Deutschland
,
J Jäger
8   Universität des Saarlandes, Zentrum Allgemeinmedizin, Homburg, Deutschland
,
T Engelmann
9   Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäres Zentrum Klinische Studien (IZKS), Mainz, Deutschland
,
H Binder
10   Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg i. Breisgau, Deutschland
,
R van Ewijk
11   Universität Mainz, Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie, Mainz, Deutschland
,
L Velthuis
12   Universität Mainz, Lehrstuhl für Controlling, Mainz, Deutschland
,
PR Galle
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
2   Universitätsmedizin Mainz, Cirrhose Centrum Mainz (CCM), Mainz, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Diagnose Leberzirrhose wird selbst in Ländern mit hochentwickeltem Gesundheitssystem wie Deutschland bei ca. 75% der Patienten erst mit dem Auftreten von Komplikationen gestellt. Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose haben ein hohes Risiko für die Entwicklung weiterer Komplikationen. Dabei sind die meisten chronischen Lebererkrankungen, die zu Leberfibrose führen, einer ursächlichen Behandlungsintervention zugänglich.

Ziele:

Bisher ist in der Regelversorgung keine Leber-Früherkennungsmaßnahme etabliert. Das SEAL-Projekt untersucht, inwieweit ein allgemeines Screening auf Leberfibrose umsetzbar, effektiv und kosteneffizient ist.

Methodik:

Im Rahmen des SEAL-Projekt wird in Rheinland-Pfalz und im Saarland bei ca. 16.000 GKV-Versicherten im Rahmen des hausärztlichen Check-Up-35 ein Screening auf ALT-Erhöhung durchgeführt. Im Falle einer erhöhten ALT erfolgt bei Überschreiten eines Leberfibrose-Risikoscore die Überweisung an einen Facharzt zur weiteren differenzialdiagnostischen Abklärung. Erhärtet sich der Verdacht auf Leberfibrose erfolgt die Vorstellung in einem Leberzentrum zur weiteren Diagnostik und Therapie. Die Abklärung wird durch eine transsektorale Web-Plattform unterstützt, die allen Behandlern den Zugriff auf Ergebnisse der Diagnostik ermöglicht. Endpunkte sind neben der Leberfibrose-Diagnoserate Daten zur Epidemiologie von Leberwerterhöhungen sowie zur Kosteneffizienz.

Ergebnisse:

Das SEAL-Projekt wird vom G-BA-Innovationsfonds gefördert und von einem Konsortium aus Universitätsmedizin Mainz, Universitätsklinikum des Saarlandes, den Hausärzteverbänden in Rheinland-Pfalz und im Saarland, dem Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (BNG) sowie der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland umgesetzt. Die Evaluation erfolgt durch die Universitäten Freiburg und Mainz. Die Rekrutierung von Haus- und Fachärzten beginnt im Sommer 2017, der Einschluss von Patienten ist ab Januar 2018 vorgesehen.

Schlussfolgerung:

Die Etablierung einer Früherkennung von Lebererkrankungen wird von Fachgesellschaften und in der Literatur kontrovers diskutiert. Das SEAL-Projekt wird Daten zu Umsetzbarkeit, Effektivität und Kosteneffizienz im deutschen Gesundheitswesen liefern und wesentliche Evidenz zur Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme beitragen.