Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0037-1605278
Intraoperative Gefäßkomplikationen in der onkologischen Viszeralchirurgie – was muss ein Viszeralchirurg können und wissen
Publication History
Publication Date:
02 August 2017 (online)
Einleitung:
Die Verbesserung perioperativer und neoadjuvanter Therapien ermöglicht heutzutage immer ausgedehntere Tumorresektionen. Bei bildmorphologisch vaskulärer Beteiligung sollte bereits in der OP-Planung eine gefäßchirurgische Expertise hinzugezogen werden. Hingegen erfordern unvorhergesehene intraoperative Gefäßkomplikationen vom onkologischen Viszeralchirurgen teils ad hoc gefäßchirurgische Kenntnisse und Fertigkeiten.
Ziele:
Untersuchung der Rolle der Gefäßchirurgie in der onkologischen Viszeralchirurgie und viszeralchirurgischen Weiterbildung.
Methodik:
Von 2010 – 2015 erfolgten bei 126 viszeralchirurgische Operationen – hiervon 30 Tumorresektionen – auch gefäßchirurgische Eingriffe. Die Datenerhebung erfolgte retrospektiv mit einem Mindest-Follow-Up von 12 Monaten. Neben Charakterisierung des Patientenguts und der vaskulären Eingriffe erfolgte eine statistische Analyse des Outcomes. Des Weiteren wurden die Weiterbildungsordnungen der 17 Landesärztekammern auf gefäßchirurgische Inhalte geprüft.
Ergebnis:
Die Gefäßversorgung erfolgte meist aufgrund Verletzungen des mesenterikoportalen Systems (N = 11; 37%) und der Viszeralarterien (N = 14; 47%). Die häufigsten Techniken waren dabei die Gefäßnaht, die Reanastomosierung bzw. Patchplastik (N = 19; 63%) und die Thrombembolektomie (N = 18; 60%). Die Gesamt-30-Tage-Letalität lag bei 3%. Während der Follow-Up-Periode verstarben 33% der Tumorpatienten, wobei lediglich die venöse Gefäßverletzung ein unabhängiger Prädiktionsparameter für ein schlechteres Überleben darstellte (art. vs. venöse Komplikation: HR 0,028, 95%CI 0,002 – 0,442; p = 0,01). Der Erwerb gefäßchirurgischer Expertise durch den Viszeralchirurgen ist in der gegenwärtigen Weiterbildungsordnung fakultativ und bis maximal 12 Monate anrechenbar.
Schlussfolgerung:
Intraoperative Gefäßkomplikationen in der onkologischen Viszeralchirurgie sind nicht häufig, aber für den Patienten mit erheblichen Risiken verbunden. Diese erfordern solide Grundkenntnisse und -fertigkeiten der Gefäßanatomie, -präparation und -darstellung für eine sichere Blutungskontrolle sowie der Gefäßnahttechniken und -interponate. Deren Erwerb ist in der gegenwärtigen Weiterbildungsordnung für Viszeralchirurgie lediglich fakultativ, was ggf. neu bewertet werden sollte.