Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605278
Kurzvorträge
Klinische Praxis und Versorgungsforschung
Fort- und Weiterbildung: Freitag, 15 September 2017, 12:55 – 14:15, Barcelona/Forschungsforum 5
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intraoperative Gefäßkomplikationen in der onkologischen Viszeralchirurgie – was muss ein Viszeralchirurg können und wissen

H Matthaei
1   Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
V Schmidt
1   Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
A Kania
1   Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
F Verrel
1   Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
JC Kalff
1   Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
A Koscielny
1   Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Verbesserung perioperativer und neoadjuvanter Therapien ermöglicht heutzutage immer ausgedehntere Tumorresektionen. Bei bildmorphologisch vaskulärer Beteiligung sollte bereits in der OP-Planung eine gefäßchirurgische Expertise hinzugezogen werden. Hingegen erfordern unvorhergesehene intraoperative Gefäßkomplikationen vom onkologischen Viszeralchirurgen teils ad hoc gefäßchirurgische Kenntnisse und Fertigkeiten.

Ziele:

Untersuchung der Rolle der Gefäßchirurgie in der onkologischen Viszeralchirurgie und viszeralchirurgischen Weiterbildung.

Methodik:

Von 2010 – 2015 erfolgten bei 126 viszeralchirurgische Operationen – hiervon 30 Tumorresektionen – auch gefäßchirurgische Eingriffe. Die Datenerhebung erfolgte retrospektiv mit einem Mindest-Follow-Up von 12 Monaten. Neben Charakterisierung des Patientenguts und der vaskulären Eingriffe erfolgte eine statistische Analyse des Outcomes. Des Weiteren wurden die Weiterbildungsordnungen der 17 Landesärztekammern auf gefäßchirurgische Inhalte geprüft.

Ergebnis:

Die Gefäßversorgung erfolgte meist aufgrund Verletzungen des mesenterikoportalen Systems (N = 11; 37%) und der Viszeralarterien (N = 14; 47%). Die häufigsten Techniken waren dabei die Gefäßnaht, die Reanastomosierung bzw. Patchplastik (N = 19; 63%) und die Thrombembolektomie (N = 18; 60%). Die Gesamt-30-Tage-Letalität lag bei 3%. Während der Follow-Up-Periode verstarben 33% der Tumorpatienten, wobei lediglich die venöse Gefäßverletzung ein unabhängiger Prädiktionsparameter für ein schlechteres Überleben darstellte (art. vs. venöse Komplikation: HR 0,028, 95%CI 0,002 – 0,442; p = 0,01). Der Erwerb gefäßchirurgischer Expertise durch den Viszeralchirurgen ist in der gegenwärtigen Weiterbildungsordnung fakultativ und bis maximal 12 Monate anrechenbar.

Schlussfolgerung:

Intraoperative Gefäßkomplikationen in der onkologischen Viszeralchirurgie sind nicht häufig, aber für den Patienten mit erheblichen Risiken verbunden. Diese erfordern solide Grundkenntnisse und -fertigkeiten der Gefäßanatomie, -präparation und -darstellung für eine sichere Blutungskontrolle sowie der Gefäßnahttechniken und -interponate. Deren Erwerb ist in der gegenwärtigen Weiterbildungsordnung für Viszeralchirurgie lediglich fakultativ, was ggf. neu bewertet werden sollte.