Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605257
Kurzvorträge
Endoskopie/Minimal invasive Chirurgie
Sicherheit, Prävention und Komfort in der Endoskopie – Sedierung und andere Konstellationen: Freitag, 15 September 2017, 11:40 – 13:08, Rotterdam/Forschungsforum 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Adenomdetektionsrate von Koloskopien bei Rückenkarksverletzten unterscheidet sich trotz schlechterer Reinigungsergebnisse und schwierigerer Endoskopie nicht von derjenigen bei Gesunden

A Blanco Belver
1   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH, Medizinische Klinik – Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Deutschland
,
M Aach
2   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH, Klinik für Allgemeine und Unfallchirurgie, Abteilung für Rückenmarksverletzte, Bochum, Deutschland
,
W Schmiegel
1   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH, Medizinische Klinik – Gastroenterologie und Hepatologie, Bochum, Deutschland
3   Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, Medizinische Klinik, Bochum, Deutschland
,
TA Schildhauer
4   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH, Klinik für Allgemeine und Unfallchirurgie, Bochum, Deutschland
,
R Meindl
2   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH, Klinik für Allgemeine und Unfallchirurgie, Abteilung für Rückenmarksverletzte, Bochum, Deutschland
,
T Brechmann
5   Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil gGmbH, Medizinische Klinik – Gastroenterologie und Heptologie, Bochum, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Rückenmarksverletzung (RMV) ist ein schwerwiegendes Ereignis, das mit einer Entlassungsinzidenz von 109 und geschätzten Prävalenz von 2.525 pro 1.000.000 auftritt. Krebserkrankungen bilden im Verlauf eine Haupttodesursache, so dass präventive Strategien auch in dieser Gruppe eine erhöhte Aufmerksamkeit verlangen. Allerdings sind besondere Probleme zu beachten, die im Rahmen der Kolonkarzinomvorsorge wiederholte anorektale Mikrotraumata, neurogene Veränderungen, Motilitätsstörungen, Verlust an Enddarmkontrolle, Obstipation und Entleerungsschwierigkeiten beinhalten. Die Darmreinigung erfordert daher intensivierte Protokolle und die Hautfürsorge besondere Beachtung. Die Koloskopie selbst könnte durch unvollständige Endoskopien oder unzureichende Untersuchungsqualität mit einer verminderten Effektivität und erhöhter Komplikationsrate behaftet sein.

Ziele:

Das primäre Ziel war die Bestimmung der Adenomdetektionsrate. Sekundäre Ziele waren Polypen-, fortgeschrittene Adenom- und Karzinomdetektionsrate, Effektivität der Darmreinigung, Rate kompletter Koloskopien, Notwendigkeit einer Wiederholungsuntersuchung, Dauer der Koloskopie und die Komplikationsraten.

Methodik:

Retrospektive Fallkontrollstudie (2003 bis 2014) mit 236 RMV-Patienten und 414 alters-, geschlechts- und Zeitraum-der-Koloskopie-gematchten Kontrollpatienten.

Ergebnis:

Die Darmreinigung dauert bei RMV-Patienten länger (3,57 ± 1,5 vs. 1,15 ± 0,6 Tage, p = 0,001), resultierte häufiger in unzureichenden Ergebnissen (23,7% vs. 3,6%) und führte zu mehr Komplikationen. Die Koloskopie benötigte mehr Zeit (36,9 vs. 25,0 min, p = 0,001) und verblieb häufiger inkomplett (24,6% vs. 4,6%), was zu mehr Wiederholungsuntersuchungen führte (14,8% vs. 4,3%). Endoskopie- und sedierungsassoziierte Komplikationen unterschieden sich nicht. Die Detektionsrate für Adenome (21,2 vs. 21,0%), fortgeschrittene Adenome (6,8% vs. 7,2%) und kolorektale Karzinome (1,7 vs. 2,0%) waren gleich.

Schlussfolgerung:

Trotz intensivierter und verlängerter Vorbereitung erreichen RMV-Patienten schlechtere Reinigungsergebnisse; die Koloskopie bedarf intensiverer Anstrengungen, führt aber letztlich zu vergleichbaren Ergebnissen hinsichtlich wesentlicher Qualitätsindikatoren.