Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605255
Kurzvorträge
Endoskopie/Minimal invasive Chirurgie
Sicherheit, Prävention und Komfort in der Endoskopie – Sedierung und andere Konstellationen: Freitag, 15 September 2017, 11:40 – 13:08, Rotterdam/Forschungsforum 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tödliche Komplikationen in der gastrointestinalen Endoskopie – eine Übersicht aus 20 Jahren rechtsmedizinischer Sektionen

H Ehlken
1   Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie, UKE, Hamburg, Deutschland
2   Zentrum für Innere Medizin I, UKE, Hamburg, Deutschland
,
A Isenberg
3   Universitäts Herzzentrum, Hamburg, Deutschland
,
T Rösch
1   Klinik und Poliklinik für interdisziplinäre Endoskopie, UKE, Hamburg, Deutschland
,
K Püschel
4   Institut für Rechtsmedizin, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Im Zusammenhang mit endoskopischen Eingriffen gibt es immer wieder Fallberichte über einzelne komplikative Verläufe mit tödlichem Ausgang. In dieser Arbeit analysieren wir systematisch alle mit endoskopischen Eingriffen des Gastrointestinaltrakts (GI) zusammengebrachte Todesfälle anhand rechtsmedizinischer Sektionsprotokolle über den Zeitraum von 20 Jahren.

Methodik:

Aus den Protokollen von 1994 – 2014 (Inst. für Rechtsmedizin Hamburg) wurden alle Fälle identifiziert, die in Zusammenhang mit einem endoskopischen Eingriff des GI gebracht wurden. Untersucht wurden a) Basisparameter, b) Art der Untersuchung und Indikationsstellung, c) Art der Komplikation, d) das Handeln der Ärzte und der klinische Verlauf, e) Zeitpunkt des Todes im Abstand zum endoskopischen Eingriff und f) Todesursache.

Ergebnisse:

Die 75 Fälle (41% männlich) verteilen sich gleichmäßig über den Erfassungszeitraum. Insgesamt waren die häufigsten Indikationen zur Endoskopie: gastrointestinale Blutung, Vorsorge, Oberbauchbeschwerden und Cholestase. In etwa der Hälfte der Fälle (n = 35, 47%) stand der Tod in Zusammenhang mit einer Komplikation durch eine Koloskopie. ERCP, ÖGD und PEG-Anlage waren mit n = 20 (27%), 12 (16%) bzw. 4 (5%) Fällen repräsentiert. Die übrigen Fälle entfielen auf Endosonografie (n = 2), Rektoskopie (n = 1) und PTCD-Anlage (n = 1). Die Perforation war mit 64% die häufigste Komplikation. In 15% der Fälle ergab sich durch die Intervention eine direkte Herz-Kreislauf-bedingte Komplikation, in 9% eine Pankreatitis. Im Median trat der Tod 7 Tage nach der Endoskopie auf, wobei ein Drittel der Patienten innerhalb von 3 Tagen nach dem Eingriff verstarb. In 4 (5%) Fällen verstarb der Patient während des endoskopischen Eingriffs. In 83% der relevanten Fälle wurde die Komplikation während des Eingriffs erkannt. In 9 Fällen (12%) war dokumentiert, dass seitens der Angehörigen Vorwürfe gegenüber den behandelnden Ärzten bestehen.

Schlussfolgerung:

Neun von zehn Todesfällen durch Endoskopie traten aufgrund von Perforationen, Herz-Kreislaufversagen und Pankreatitis auf. Während schicksalhafte Verläufe unabwendbar bleiben, stellen technische Exzellenz und strenge Indikationsstellung die wesentlichen Maßnahmen zur Vorbeugung schwerer Komplikationen mit tödlichem Ausgang dar.