Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605156
Kurzvorträge
Neurogastroenterologie und Motilität
Neurogastroenterologie und Motilität: Freitag, 15 September 2017, 16:00 – 17:20, St. Petersburg/Forschungsforum 1
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tiefe Hirnstimulation der Schalenregion des Nucleus accumbens erhöht das Körpergewicht bei Ratten ohne die Nahrungsaufnahme zu beeinflussen

M Goebel-Stengel
1   HELIOS Klinikum Zerbst, Abt. Innere Medizin und Gastroenterologie, Zerbst, Deutschland
,
P Prinz
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Center für Innere Medizin und Dermatologie, Klinik m. S. Psychosomatik, Berlin, Deutschland
,
P Kobelt
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Center für Innere Medizin und Dermatologie, Klinik m. S. Psychosomatik, Berlin, Deutschland
,
S Scharner
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Center für Innere Medizin und Dermatologie, Klinik m. S. Psychosomatik, Berlin, Deutschland
,
D Harnack
3   Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg, Klinik für Neurologie, Beelitz, Deutschland
,
K Faust
4   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurochirurgie, Berlin, Deutschland
,
Y Winter
5   Humboldt Universität, Berlin, Kognitive Neurobiologie, Berlin Mouse Clinic for Neurology and Psychiatry, Berlin, Deutschland
,
M Rose
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Center für Innere Medizin und Dermatologie, Klinik m. S. Psychosomatik, Berlin, Deutschland
,
A Stengel
2   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Center für Innere Medizin und Dermatologie, Klinik m. S. Psychosomatik, Berlin, Deutschland
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Further Information

Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Behandlung von Essstörungen wie Adipositas oder Anorexia nervosa stellt eine große Herausforderung dar. Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt und neue Therapien erwünscht. Ein vielversprechender Ansatz ist die Anwendung der tiefen Hirnstimulation (deep brain stimulation, DBS). Der Nucleus accumbens (NAcc) ist Teil des Futterbelohnungs-Systems und in Kern und Schalenregion unterteilt. Pilotstudien zeigten, dass DBS der NAcc-Schalenregion Nahrungsaufnahme und Körpergewicht verändert. Das Ziel der Studie war die Charakterisierung der Nahrungsaufnahme nach DBS.

Methodik:

Normalgewichtige, weibliche Sprague-Dawley Ratten erhielten unilateral eine DBS-Elektrode in die linke mediale NAcc-Schalenregion. Elektrode und Stimulator wurden subkutan platziert. Nach der Erholungsphase wurde eine biphasische Stimulation über sieben Tage (100µA, 130 Hz) durchgeführt. Körpergewicht und Nahrungsaufnahme wurden täglich erfasst, das Verhalten vor der Dunkelphase gemessen. Die Funktion des Stimulators wurde an Tag acht in vivo und ex vivo geprüft, ebenso die Platzierung der Elektrode. Die Daten wurden durch two-way ANOVA oder T-test ausgewertet.

Ergebnis:

DBS (n = 6) führte zu einem moderaten Anstieg der Gewichtszunahme (13,1 ± 2,1%) verglichen mit den nichtstimulierten Kontrollen (n = 6, 9,0 ± 1,8%, F(1,95)= 12,0, p< 0,001), ohne dass die tägliche Nahrungsaufnahme beeinflusst wurde (DBS: 16,7 ± 0,3 vs. Kontrolle: 16,9 ± 0,4 g/200 g Körpergewicht, F(1,95)= 3,0, p> 0,05). Lokomotion, Ess-, Trink- und Putzverhalten zeigten keine Unterschiede zwischen den Gruppen (p> 0,05). Weitere Analysen während der Lichtphase ergaben eine erhöhte Nahrungsaufnahme in der DBS-Gruppe (+56%, p< 0,01), wohingegen die Nahrungsaufnahme in der Dunkelphase reduziert war (-10%, p< 0,05). Die 24-h Nahrungsaufnahme war unverändert (p> 0,05). Des Weiteren zeigte die Nahrungsaufnahme-Mikrostruktur in der Lichtphase, dass die Dauer der Mahlzeiten (+71%) und die Zeit für Mahlzeiten (+92%) in den DBS-Tieren im Vergleich zur Kontrolle erhöht war (p< 0,05).

Schlussfolgerung:

Obwohl die Nahrungsaufnahme bei den DBS-Ratten unverändert war, zeigte sich eine erhöhte Gewichtszunahme. Da die Lokomotion ebenfalls unverändert war, weisen die Ergebnisse auf eine mögliche Reduktion des Energieverbrauchs durch DBS hin.