Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1605043
Kurzvorträge
Leber und Galle
Leber- und Nierentransplantation: von der Indikation bis zur Nachsorge: Donnerstag, 14 September 2017, 09:45 – 11:21, Rotterdam/Forschungsforum 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Histologische Charakterisierung von Nierenerkrankungen nach Lebertransplantation: Die Calcineurin-Inhibitor assoziierte Nephrotoxiziät könnte überschätzt sein

MW Welker
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Deutschland
,
N Weiler
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Deutschland
,
WO Bechstein
2   Universitätsklinikum Frankfurt, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Frankfurt/Main, Deutschland
,
E Herrmann
3   Universitätsklinikum Frankfurt, Institut für Biostatistik und mathematische Modellierung, Frankfurt/Main, Deutschland
,
C Betz
4   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 3, Frankfurt/Main, Deutschland
,
M Schöffauer
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Deutschland
,
S Zeuzem
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Deutschland
,
C Sarrazin
1   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 1, Frankfurt/Main, Deutschland
5   St. Josefs-Hospital, Wiesbaden, Deutschland
,
K Amann
6   Universitätsklinikum Erlangen, Abteilung für Nephropathologie, Erlangen, Deutschland
,
O Jung
4   Universitätsklinikum Frankfurt, Medizinische Klinik 3, Frankfurt/Main, Deutschland
7   Dialysezentrum Wetzlar Mitte, Wetzlar, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Bis zu 20% aller Patienten nach Lebertransplantation (LTX) entwicklen innerhalb weniger Jahre eine chronische Nierenkrankheit (CKD) im Stadium IV-V. Nephrotoxizität von Calcineurininhibitoren (CNI) ist ein etablierter Risikofaktor für die Entwicklung CKD; es finden sich aber auch andere Risikofaktoren für eine CDK. Der Stellenwert der CNI-Nephrotoxizität für eine schwerwiegende CKD nach LTX ist nicht hinreichend bekannt.

Ziele:

Die Ätiologie einer klinisch relevanten CKD nach Lebertransplantation sollte anhand histopathologischer Analysen von Nierenbiopsien untersucht werden.

Methoden:

Retrospektiv erfolgte eine monozentrische Auswertung von Nierenbiopsien bei Patienten nach LTX mit einer Proteinurie oder raschen Abnahme der Nierenfunktion in Korrelation zu klinischen Daten und Immunsuppression.

Ergebnis:

Eine Nierenbiopsie erfolgte bei 14 Patienten (3 Frauen, 11 Männer) im Median (minimum-maximum) 3 (0,2 – 12) Jahre nach LTX. Das Alter lag im Median (minimum-maximum) bei 56 (34 – 75) Jahren; 12 Patienten erhielten eine CNI-basierte Immunsuppression. Klinisch relevante Komplikationen nach Biopsie wurden nicht beobachtet. Histologisch lag in 5 Fällen eine Nephrosklerose, in 4 Fällen eine IgA-Glomerulonephritis und in 4 Fällen seltenere Ursachen (Tenofovir assoziierte Nephropathie, membranoproliferative Glomerulonephritis Typ 1, membranöse Glomerulonephritis, Amyloid A-Amyloidose) vor. Histomorphologisch pathognomonische Veränderungen einer CNI- Nephrotoxizität fanden sich nur in einer Biopsie. Trotz Fortführung der CNI-Therapie blieb die Nierenfunktion über 12 Monate nach Biopsie konstant (Abb. 1).

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Abb. 1

Schlussfolgerung:

Patienten mit rasch progredienter CKD oder Proteinurie nach LTX bedürfen einer umfassenden Abklärung. Die Diagnose einer CNI-Nephrotoxizität ohne histologische Bestätigung birgt das Risiko andere, potentiell spezifische therapierbare Ursachen zu übersehen.