Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604993
Kurzvorträge
Leber und Galle
Genetische Suszeptibilitätsfaktoren von Lebererkrankungen: Donnerstag, 14 September 2017, 08:00 – 09:20, St. Petersburg/Forschungsforum 1
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Polymorphismen im Toll-like-Rezeptor-3-Gen sind stärker mit der spontanen Ausheilung der Hepatitis-B-Virus-Infektion assoziiert als Varianten des Humanen Leukozytenantigens

J Fischer
1   Sektion Hepatologie, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
E Koukoulioti
1   Sektion Hepatologie, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
E Schott
2   Klinik für Hepatologie und Gastroenterologie, Universitätsklinikum Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Deutschland
,
B Fueloep
3   Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie, HELIOS Klinikum Berlin-Buch, Berlin, Deutschland
,
R Heyne
4   Leberzentrum am Checkpoint, Berlin, Deutschland
,
T Berg
1   Sektion Hepatologie, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
F van Bömmel
1   Sektion Hepatologie, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Genetische Varianten des humanen angeborenen Immunsystems beeinflussen sowohl den natürlichen als auch den therapieabhängigen Verlauf der Hepatitis-B-Virus-(HBV)-Infektion. Frühere Studien zeigen, dass Einzelpunktmutationen (SNPs) in den Genen des Toll-like-Rezeptors 3 (TLR3) und des humanen Leukozytenantigens (HLA-DP) mit der spontanen HBs-Antigen-Serokonversion und mit dem Übergang in ein asymptomatisches Stadium (inaktive Träger) in Kaukasiern assoziiert sind. Das Ziel unserer Studie war die Untersuchung des Einfluss von möglichen SNP-Interaktionen auf das Stadium der HBV-Infektion.

Methoden:

Es wurden 578 kaukasische Patienten mit chronischer Hepatitis B (CHB) und 250 (30%) Personen mit spontaner HBs-Antigen-Serokonversion (SC) mit anti-HBs- und anti-HBc-Positivität genotypisiert. 20% bzw. 80% der Patienten hatte eine HBe-Antigen (HBeAg)-positive bzw. -negative chronische Hepatitis und 48% eine niedrig-replikative chronische HBeAg-negative HBV-Infektion (inaktive Träger). Die TLR3-SNPs rs3775291 und rs5743305 sowie die Varianten von HLA-DPA1 rs3077 und HLA-DPB1 rs9277534 und rs9277535 wurden über Polymerasenkettenreaktion und Schmelzkurvenanalyse bestimmt.

Ergebnisse:

Das Durchschnittalter (p < 0,001) und der Frauenanteil (p = 0,017) war niedriger in der CHB-Gruppe als in der SC-Gruppe. In der multivariaten Regressionsanalyse waren der TLR3 rs3775291 AA-Genotyp (OR = 0,28 [95% CI: 0,17 – 0,46] p = 6,13 × 10-7), das TLR3 rs5743305 A-Allele (OR = 0,70 [95% CI: 0,49 – 0,97] p = 0,034) und das HLA-DPA1 rs3077 C-Allele (OR = 0,66 [95% CI: 0,44 – 0,98] p = 0,40) unabhängig mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der spontanen SC assoziiert. In der CHB-Gruppe war nur der SNP TLR3 rs3775291 mit dem inaktiven Trägerstatus assoziiert (A-Allele: OR = 0,49 [95% CI: 0,34 – 0,69] p = 4,45 × 10-5). Sowohl beide TLR3-SNPs als auch HLA-DPA1 rs3077 waren mit der HBe-Antigen-Positivität in der CHB-Gruppe verbunden.

Schlussfolgerung:

Polymorphismen im TLR3-Gen sind stärker mit der spontanen HBs-Antigen-Serokonversion und mit dem inaktiven Trägerstatus in kaukasischen Patienten assoziiert als die bekannten Varianten im HLA-DP-Lokus. Weitere Untersuchungen in größeren Kohorten und funktionelle Analysen sind notwendig um die Rolle des angeborenen Immunsystems bei der Hepatitis B aufzuklären.