Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604982
Kurzvorträge
Leber und Galle
Druginduced and metabolic liver disease: Freitag, 15 September 2017, 10:00 – 11:20, St. Petersburg/Forschungsforum 1
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

LPA, aber nicht Gallensalze aktivieren humane sensorische Neurone und induzieren Jucken

AE Kremer
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Deutschland
,
M Düll
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Deutschland
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland
,
L Wurm
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Deutschland
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland
,
V Ries
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland
,
M Stengel
1   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Medizinische Klinik 1, Erlangen, Deutschland
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland
,
PW Reeh
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland
,
MJ Fischer
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland
3   Medical University of Vienna, Center for Physiology and Pharmacology, Vienna, Österreich
,
B Namer
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Erlangen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Pruritus ist ein häufiges, teils äußerst quälendes Symptom hepatobiliärer Erkrankungen. LPA konnte kürzlich als potenzieller Mediator des cholestatischen Pruritus identifiziert werden. Intradermal appliziertes LPA löste in Mäusen Kratzverhalten aus.

Ziele:

Analyse der LPA- und Gallensalz-mediierten Effekt nach intradermaler Applikation in gesunden Probanden und cholestatischen Patienten.

Methodik:

In 32 gesunden Probanden und cholestatischen Patienten mit (N = 14) und ohne (N = 13) Pruritus wurde LPA und Gallensalze (Glycochenodeoxycholat, Taurocholat und Taurolithocholat) intradermal mittels inaktivierte Cowhage-Spiculae appliziert oder intradermal injiziert. Kontrollapplikationen erfolgten mittels Histamin, Cowhage und Capsaicin. Juck- und Schmerz-Intensitäten wurden mittels numerischer Ratingskalen quantifiziert. Elektrophysiologische Aufnahmen einzelner primärer C-Fasern erfolgten mittels Mikroneurografie.

Ergebnisse:

LPA aktivierte sowohl humane mechano-sensitive (CM, N = 22 von 34) und mechanoinsensitive (CMi, N = 9 von 11) Nervenfasern. Während CM-Fasern eher schwach aktiviert wurden, zeigten vor allem Histamin-responsive CMi-Fasern moderate bis starke Antworten auf die LPA-Applikation. In psychophysikalischen Untersuchungen löste fokal appliziertes LPA ein Jucken aus (Mittelwert ± SEM; 1,4 ± 0,4 vs. 0,3 ± 0,2; p < 0,001), während eine LPA-Injektion einen dosisabhängigen Schmerz induzierte. In einigen Probanden und Patienten löste die LPA-Injektion Jucken anstelle von Schmerzen aus. LPA verursachte eine Sensitivierung auf Hitzestimuli, während Kälte-, mechanische und elektrische Stimuli unverändert blieben. Im Gegensatz dazu lösten verschiedene Gallensalz-Spezies keine relevante Sensation in gesunden Probanden und cholestatischen Patienten aus.

Schlussfolgerung:

Fokal appliziertes LPA aber nicht Gallensalze induzierten ein Jucken, während eine Injektion eine brennende Schmerzempfindung in gesunden Probanden mit einem Wechsel zu Jucken in einigen cholestatischen Patienten auslöste. Die fokale Aktivierung von Nozizeptoren ist nach der spatial contrast theory ursächlich für den Juckreiz verantwortlich. Eine kleine Subpopulation von Nozizeptoren, z.B. Histamine-responsive CMi-Fasern, könnten für die LPA-vermittelten Empfindungen verantwortlich sein.