Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604902
Kurzvorträge
Pankreas
Akute Pankreatitis – from bench to bedside: Donnerstag, 14 September 2017, 09:30 – 10:42, Coventry/Forschungsforum 4
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Effekt von Chlorid in der Flüssigkeitstherapie der akuten Pankreatitis – eine retrospektive Analyse von 306 konsekutiven Fällen

F Miernik
1   Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
IR König
2   Universität zu Lübeck, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Lübeck, Deutschland
,
J Büning
3   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Gastroenterologie, Lübeck, Deutschland
,
G Weitz
3   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Gastroenterologie, Lübeck, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die akute Pankreatitis ist eine unter Umständen schwer verlaufende Erkrankung ganz unterschiedlicher Ätiologie. Gemeinsamer Nenner ist eine lokale Entzündung, die zu lokalen und systemischen Komplikationen führen kann. Zur Verbesserung der Mikrozirkulation des Pankreas wird in der Frühphase eine Flüssigkeitstherapie empfohlen. Es besteht der Verdacht, dass ein hoher Chloridanteil der eingesetzten Elektrolytlösungen die Entzündungsreaktion verstärken könnte. Die Relevanz dieses Zusammenhangs ist unklar.

Ziele:

Untersucht wurde, ob die Menge des im Rahmen der Flüssigkeitstherapie applizierten Chlorids mit der Stärke der Entzündungsreaktion der akuten Pankreatitis und dem Auftreten von lokalen Komplikationen bzw. von Organversagen zusammenhängt.

Methodik:

Alle vollständig dokumentierten Fälle einer akuten Pankreatitis bei Erwachsenen der Jahre 2012 – 15 am Universitätsklinikum Lübeck wurden erfasst. 306 Fälle (59% Männer, Altersmittel 59 ± 16 Jahre, 42% biliär, 26% alkoholisch) gingen in die Analyse ein. Ausgewertet wurden Informationen zur Infusionstherapie in den ersten 24 Stunden, zum CRP-Anstieg in der ersten Woche und zum Outcome (Schweregrad der Pankreatitis, lokale Komplikationen, persistierendes Organversagen).

Ergebnis:

Die Menge an appliziertem Chlorid in den ersten 24 Stunden (Mittel 511 ± 246 mmol in 3816 ± 1771 ml Flüssigkeit) hatte einen linearen Zusammenhang mit dem CRP-Anstieg in der ersten Woche (Mittel +83 ± 111 mg/l). Der Effekt des Chlorids war gering, aber statistisch signifikant (+0,006 mg/l CRP pro 1 mmol Chlorid; P = 0,01). Im Vorhersagemodell war der Effekt im Gegensatz zum Effekt der applizierten Flüssigkeitsmenge stabil. Hingegen gab es keinen Zusammenhang zwischen dem Chlorid und den Outcome-Parametern (alle P > 0,1), wohl aber zwischen dem CRP-Anstieg und den Outcome-Parametern (alle P < 0,001).

Schlussfolgerung:

Das mit der Flüssigkeitstherapie bei akuter Pankreatitis applizierte Chlorid steigert die systemische Entzündungsreaktion. Dieser Effekt ist aber gering und hat keine messbare Auswirkung auf das Outcome. Dennoch gibt es einen Zusammenhang zwischen der Stärke der systemischen Entzündungsreaktion in der ersten Woche und dem Outcome.