Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604880
Kurzvorträge
Dünndarm und Dickdarm, Proktologie
Mikrobiotika in Pathogenese und Therapie: Freitag, 15 September 2017, 14:45 – 16:13, Rotterdam/Forschungsforum 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fäkaler Mikrobiomtransfer durch oral einzunehmende Kapseln bei Patienten mit chronischer, Antibiotika-refraktärer Pouchitis

A Steube
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
M Vital
2   Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH, Braunschweig, Deutschland
,
C Büning
3   Krankenhaus Waldfriede, Berlin, Deutschland
,
A Sturm
4   DRK Kliniken Berlin, Berlin, Deutschland
,
A Stallmach
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
D Pieper
2   Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH, Braunschweig, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

In der Pathogenese der Pouchitis werden Veränderungen der Mikrobiota als kausale Ursache diskutiert. Vor diesem Hintergrund untersuchten wir die Effekte des fäkalen Mikrobiomtransfers (FMT) bei chronischer, Antibiotika-refraktärer Pouchitis.

Methodik:

Der FMT wurde über kryokonservierte Mikrobiota in oral einzunehmenden Kapseln oder über die endoskopische Applikation in das Jejunum bei 14 Pat. durchgeführt. Mikrobiota für den FMT wurden von drei unabhängigen gesunden Spendern gewonnen. Die Pat. wurden mit einem FMT alle 4 Wochen, je nach dem individuellen therapeutischen Ergebnis, behandelt. Neben dem klinischen Ansprechen wurden fäkale Calprotectin (FCP)-Konzentrationen erfasst. Weiterhin wurden Stuhlproben mittels einer Mikrobiomanalyse durch Sequenzierung der V1 – 2-Regionen der 16S-rRNA charakterisiert.

Ergebnisse:

Ein klinisches Ansprechen mit Abfall des Pouchitis Disease Activity-Index (PDAI) trat bei 7 von 14 Pat. nach zwei bis vier FMTs auf. 4 Pat. zeigten eine klinische Verschlechterung und 3 Pat. zeigten keine Veränderung. Das FCP sank bei klinischem Erfolg von 536 mg/kg Stuhl (med.; Min-max: 116 – 3000) auf 150 mg/kg (191 – 1409), während bei Pat. mit Verschlechterung die FCP-Werte von 1005 mg/kg (529 – 1579) bis 1450 mg/kg (1221 – 1778) anstiegen. Die Mikrobiomanalyse zeigte eine signifikant niedrigere Diversität bei Pouchitis. Bei Pat. mit klinischer Besserung wurde eine Zunahme der Diversität beobachtet (Muster-Ähnlichkeitsmatrizen nach Bray-Curtis-Algorithmus; taxonomischen Zusammensetzung). Eine Zunahme der Vielfalt und eine Gesamtumstrukturierung der Mikrobiota korrelierte aber nicht zwangsläufig mit dem klinischen Ergebnis. Die über Kapseln verabreichte Fäkalmikrobiota war ebenso wirksam wie die endoskopische Applikation in Bezug auf die Veränderung der Mikrobiota.

Schlussfolgerung:

Der FMT bei chronischer Pouchitis ist eine vielversprechende therapeutische Option. Das Spendermikrobiom konnte erfolgreich über oral einzunehmende Kapseln oder über Jejunoskopie mit aufgearbeitetem frischem Stuhl transferiert werden. Allerdings reicht eine einfache Zunahme der mikrobiellen Vielfalt und der erfolgreichen Etablierung von z.B. Mitgliedern der Lachnospiraceae und Ruminococcaceae nicht aus, um eine Verbesserung durch den FMT bei Pouchitis zu erzielen.