Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604879
Kurzvorträge
Dünndarm und Dickdarm, Proktologie
Mikrobiotika in Pathogenese und Therapie: Freitag, 15 September 2017, 14:45 – 16:13, Rotterdam/Forschungsforum 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akzeptanz der Stuhltransplantation als alternativer Therapieversuch bei Patienten mit Colitis ulcerosa

S Roggenbrod
1   Städtisches Klinikum München Bogenhausen, 2. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
C Schuler
1   Städtisches Klinikum München Bogenhausen, 2. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
B Haller
2   Technische Universität München (TUM), Institut für medizinische Statistik und Epidemiologie, München, Deutschland
,
W Schepp
1   Städtisches Klinikum München Bogenhausen, 2. Medizinische Klinik, München, Deutschland
,
F Gundling
1   Städtisches Klinikum München Bogenhausen, 2. Medizinische Klinik, München, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Stuhltransplantation (Fecal microbiota transplantation, FMT) stellt eine Behandlungsoption für die rezidivierende pseudomembranöse Colitis dar. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass die FMT auch in der Behandlung der Colitis ulcerosa wirksam ist. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung hinsichtlich Akzeptanz auf Patientenseite an Hand eines Fragebogens.

Methodik:

Ein standardisierter Fragebogen aus 27 geschlossenen Fragen wurde an eine Patientenkohorte von 262 Patienten mit Colitis ulcerosa versendet. Inhalt der Befragung waren Fragen u.a. zu Ablauf der FMT, Spendern sowie möglichen Bedenken. Zusätzlich wurden Aspekte des sozialen Hintergrunds sowie zur Krankheitsaktivitität der Colitis ulcerosa evaluiert.

Ergebnis:

Die Rücklaufrate der Fragebögen lag bei 31,3% (n = 82). 58,5% der Patienten war die FMT bekannt. 56,8% gaben an, bei entsprechender Indikation eine FMT durchführen zu lassen. Als Hauptmotivation wurde die Wirksamkeit des Verfahrens (40,2%) sowie das Versagen aller anderen Therapien (17,1%) genannt. Bedenken bestanden im Hinblick auf die Übertragung möglicher Infektionen (26,8%) sowie eine potentielle Kontamination des Transplantats mit Gefahr einer möglichen klinischen Verschlechterung (20,7%).

Als Verabreichungsform bevorzugten 67,1% die FMT in Tablettenform vor einer coloskopischen Applikation (47,6%). Als Spender wurde die vom behandelnden Arzt vorgeschlagene Person (52,4%) favorisiert. Die Bereitschaft zur FMT unterschied sich bei beiden Geschlechtern nicht signifikant (56,4% bei ♀ vs. 57,1% bei ♂). Bei Rauchern (88,9%), Patienten, die auf Fernsehkonsum verzichten (77,8%) sowie Patienten mit privater Krankenversicherung war die Akzeptanz der FMT besonders hoch.

Schlussfolgerung:

Die FMT stellt für die Mehrheit der durch uns befragten Patienten mit Colitis ulcerosa eine erwägenswerte Therapieform mit bereits hohem Bekanntheitsgrad dar. Knapp die Hälfte der Befragten würden unter bestimmten Voraussetzungen trotz mindestens zufriedenstellendem Ansprechen auf die bisherige (konventionelle) Therapie eine FMT als alternative Behandlung erwägen. Erwartungsgemäß bestehen Bedenken im Hinblick auf die Übertragung möglicher Krankheitserreger sowie hinsichtlich der hygienekonformen Durchführung des Verfahrens.