Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604872
Kurzvorträge
Dünndarm und Dickdarm, Proktologie
Mikrobiotika in Pathogenese und Therapie: Freitag, 15 September 2017, 14:45 – 16:13, Rotterdam/Forschungsforum 2
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss von STW 5 auf das humane Darmmikrobiom in vitro

C Moissl-Eichinger
1   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Innere Medizin – Gemeinsame Einrichtung, Graz, Österreich
2   BioTechMed, Graz, Österreich
,
K Koskinen
1   Medizinische Universität Graz, Universitätsklinik für Innere Medizin – Gemeinsame Einrichtung, Graz, Österreich
2   BioTechMed, Graz, Österreich
,
EM Pferschy-Wenzig
2   BioTechMed, Graz, Österreich
3   Universität Graz, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Pharmakognosie, Graz, Österreich
,
A Roßmann
3   Universität Graz, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Pharmakognosie, Graz, Österreich
,
B Vinson
4   Medical & Clinical Affairs Phytomedicines, Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Bayer Consumer Health, Darmstadt, Deutschland
,
H Abdel-Aziz
4   Medical & Clinical Affairs Phytomedicines, Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Bayer Consumer Health, Darmstadt, Deutschland
,
R Bauer
2   BioTechMed, Graz, Österreich
3   Universität Graz, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, Pharmakognosie, Graz, Österreich
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

In den letzten Jahren wurden verschiedene Erkrankungen mit Veränderungen des Darmmikrobioms in Verbindung gebracht. Die Mikrobiomzusammensetzung wird u.a. durch Nahrungsmittel oder Medikamente beeinflusst. Bei STW 5 handelt es sich um eine als Arzneimittel zugelassene Kombination aus neun verschiedenen Pflanzenextrakten, die in klinischen Studien positive Effekte bei funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom zeigte.

Ziele:

In einer in vitro- Pilotstudie sollte festgestellt werden, ob STW 5 einen Einfluss auf die Zusammensetzung und Funktion des menschlichen Darmmikrobioms hat.

Methodik:

Zwei verschiedene Extraktkonzentrationen (0,45 und 2,25 mg/ml) wurden mit 10% iger Stuhlsuspension unter anoxischen Bedingungen bei 37 °C inkubiert. Nach 0,5, 4 und 24h wurden Proben entnommen. Als Kontrolle diente Stuhlsuspension und Inkubationspuffer ohne STW 5.

Die Mikrobiomzusammensetzung wurde mittels 16sRNA Gen Amplikonsequenzierung untersucht. Zur Maskierung der Hintergrund-DNA toter Mikroorganismen wurde Propidium-Monoazid eingesetzt. Funktionelle Einblicke wurden mithilfe von PICRUSt Analyse erhalten.

Ergebnis:

Die Inkubation mit STW 5 bewirkte im Vergleich zur Kontrolle massive, großteils sehr rasch auftretende Mikrobiomverschiebungen. Eine besonders starke und rasche Zunahme wurde für Enterococcus sp. beobachtet. Es handelt sich dabei um Gram-positive Bakterien, die Kohlehydrate fermentativ zu Milchsäure abbauen können. Diese stellt ein wichtiges Intermediat bei der Bildung kurzkettiger Fettsäuren im Darm dar. Am stärksten verringert wurde die Gruppe der Clostridiales (v.a. Ruminococcaceae). Enterococcus sp. sind in der Lage, Glucose ohne Gasproduktion zu fermentieren, während bei Clostridiales vermutlich H2 und CO2 produziert wird. Die PICRUSt Analyse zeigte, dass STW 5 vor allem Funktionen im Zusammenhang mit dem Abbau von Xenobiotika erhöhte.

Schlussfolgerung:

Die Inkubation mit STW 5 hat in vitro dramatische Effekte auf die Zusammensetzung und Funktionalität des Darmmikrobioms. Der beobachtete Anstieg von Enterococcus sp. sowie die Abnahme der Clostridiales könnte zu einer geringeren Gasproduktion im Darm führen. Sollten sich diese Ergebnisse in vivo bestätigen, wäre dies ein weiterer Erklärungsansatz für die klinische Wirksamkeit von STW 5.