Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604846
Kurzvorträge
Dünndarm und Dickdarm, Proktologie
Infektiöse Darmerkrankungen und infektiologische Probleme: Donnerstag, 14 September 2017, 15:50 – 17:02, Florenz/Forschungsforum 3
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Veränderte bakterielle Zusammensetzung im Duodenum von Patienten mit Leberzirrhose und molekularem Bakteraszites

S Krohn
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
C Engelmann
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
2   UCL Institute for Liver and Digestive Health, Royal Free Campus, Liver Failure Group, London, Vereinigtes Königreich
,
E van den Munckhof
3   University Leiden, Department of Analytical Development, Medical Center, Leiden, Niederlande
,
K Zeller
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
J Höppner
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
A Hoffmeister
4   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Interdisziplinäre Endoskopie und Sonografie, Leipzig, Deutschland
,
T Berg
1   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterologie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung und Ziele:

Eine intestinale Dysbiose und bakterielle Translokation (BT) sind Ausgangspunkt infektiöser Komplikationen bei Patienten mit Leberzirrhose. Die Analyse der intraindividuellen Komposition der bakteriellen DNA (baktDNA) im Duodenum, Blut und Aszites soll Aufschluss über den Ursprungsort der BT geben. Die Qualität der intestinalen Dysbiose wird bei Patienten mit und ohne baktDNA-positivem Aszites durch Analyse von Duodenalsekreten exploriert.

Methoden:

Bei 120 Patienten mit Leberzirrhose wurden jeweils Blut und Duodenalsekret sowie Aszites (n = 42) auf das Vorhandensein und die Menge an baktDNA untersucht. Die bakterielle Komposition der Duodenalsekrete bei Patienten mit positivem Aszites (n = 7) bzw. Blut (n = 6) und bei Patienten mit baktDNA-negativen Proben als Kontrollgruppe (n = 15) wurde mittels Next Generation Sequencing (NGS) bestimmt. Zusätzlich wurden baktDNA-positive Aszitesproben (n = 4) mittels Klonierung differenziert.

Ergebnis:

In allen Duodenalproben konnte baktDNA mit einer Quantität von 3,5 × 108 Kopien/ml (8,1 × 103 - 7,7 × 1010) nachgewiesen werden. Nur 5,0% (6/120) der Blut- und 16,7% (7/42) der Aszitesproben waren baktDNA-positiv (7,1 × 103 Kopien/ml; range 5,2 × 103 - 1,1 × 104 und 8,0 × 102; 2,1 × 102 - 5,6 × 103). Mittels Vergleich von Klon- und NGS-sequenzdaten gab es keine übereinstimmenden Spezies zwischen Aszites- (n = 4) und korrespondierenden Duodenalproben. Allerdings zeigten sich in der Gruppe der Patienten mit baktDNA-positivem Aszites Veränderungen der bakteriellen Komposition im Duodenum, wobei der Anteil an Aktinobakterien im Vergleich zur baktDNA-negativen Kontrollgruppe von 16,5% auf 27,0% (p = 0,044) stieg, während sich Duodenalproben von Patienten mit baktDNA-positivem Blut nicht von der Kontrolle unterschieden (15,4% vs. 16,5%, p = 0,403).

Schlussfolgerung:

Diese Studie zeigt, dass die Änderung der bakteriellen Komposition im Duodenum ein Risikofaktor für das Auftreten von molekularem Bakteraszites (baktDNA positiv) ist. Allerdings scheint das Duodenum selbst nicht der vorrangige Ausgangsort für die Translokation von Bakterien aus dem Intestinum in den Aszites zu sein. Welche Relevanz diese Befunde hinsichtlich der tatsächlichen Manifestation von Infektionen haben, muss durch Evaluation einer großen Kohorte untersucht werden.