Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604831
Kurzvorträge
Dünndarm und Dickdarm, Proktologie
Chirurgie – Gastroenterologie interdisziplinär: Freitag, 15 September 2017, 14:25 – 15:37, Barcelona/Forschungsforum 5
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Intussuszeptionstrauma des Rektumprolaps führt zu einer irreversiblen neuromuskulären Schädigung und Funktionsbeeinträchtigung des Rektums

CN Keller
1   St. Barbaraklinik Hamm, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Hamm, Deutschland
,
S Rozsnoki
2   Universistätsklinikum Münster, Institut für Neuropathologie, Münster, Deutschland
,
W Paulus
2   Universistätsklinikum Münster, Institut für Neuropathologie, Münster, Deutschland
,
M Kraemer
1   St. Barbaraklinik Hamm, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Hamm, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Fragestellung:

Der innere Rektumprolaps verursacht einen Pfropf, der als eine der wesentlichen physikalischen Ursachen einer Defäkationsobstruktion gilt. Die Prolapsentwicklung wird begleitet von einer zunehmenden Distorsion des Rektums, was wiederum korrelierende Veränderung der Darmwand wahrscheinlich macht. Eine neuromuskuläre Strukturveränderung der Rektumwand hätte zwangsläufig Folgen für die Organfunktion.

Methodik:

Im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 100 Präparate von konsekutiven Patienten, die sich wegen eines inneren Rektumprolaps einer transanalen staplerassistierten Rektumresektion (STARR) unterzogen haben, differenziert histo- und neuropathologisch untersucht. Die Ergebnisse wurden mit demographischen Merkmalen und Befundauspägung der Patienten korreliert.

Ergebnisse:

Schweregrad des Rektumprolaps und Ausprägung eines Descensus perinei korrelierten signifikant mit Patientenalter. Bei allen männlichen und bei 79% der weiblichen Patienten fand sich ein begleitender Hämorrhoidalprolaps. Signifikante neuronale und muskuläre Schäden fanden sich in jeweils 90% und 94% der Präparate. Nur 4% der Präparate wiesen keine wesentlichen Strukturdefekte auf.

Schlussfolgerungen:

Der Rektum-Prolaps traumatisiert das Rektum und führt zu neuromuskulären Defekten. Die Art der Schädigung spricht für eine durch die Intussuszeption verursachte, direkte mechanische und ischämische Schädigung des Gewebes. Der innere Rektumprolaps ist ein weit verbreitetes, mit Lebensalter korreliertes, primär degeneratives Geschehen. Mit seiner Entstehung wird somit ein Teufelskreis aus physikalischer und sekundärer, irreversibler funktioneller Obstruktion ausgelöst. Dies sollte bei der Therapie von Obstipation und Inkontinenz berücksichtigt werden.