Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604830
Kurzvorträge
Dünndarm und Dickdarm, Proktologie
Chirurgie – Gastroenterologie interdisziplinär: Freitag, 15 September 2017, 14:25 – 15:37, Barcelona/Forschungsforum 5
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kongruenz von Therapieempfehlungen multidisziplinärer Tumorboards: eine Versorgungsforschungsstudie zur Eignung der Empfehlung als Qualitätsindikator

K Homayounfar
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
2   DRK-Kliniken Nordhessen Gem. GmbH, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie, Kassel, Deutschland
,
U Boczek
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
,
M Kleiß
3   DRK-Kliniken Nordhessen Gem. GmbH, Klinik für Interdisziplinäre Onkologie, Kassel, Deutschland
,
E von Fintelmann
4   Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Diagnostische Radiologie, Göttingen, Deutschland
,
A Bleckmann
5   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Hämatologie und medizinische Onkologie, Göttingen, Deutschland
,
M Ghadimi
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
,
LC Conradi
1   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Göttingen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung und Ziele:

Aufgrund der breiten Diversifizierung der onkologischen Therapiemöglichkeiten gelten heute multidisziplinäre Tumorboards (MDT) als Qualitätsstandard in der viszeralen Onkologie. Dabei wird suggeriert, dass für einen individuellen Patienten ein richtiger Behandlungsweg existiert, der von einem mit Experten besetzten MDT auch gefunden wird und zudem diese Empfehlung und die Therapieadhärenz zu ihr als Qualitätsindikator genutzt werden kann. Ziel der Studie war es daher zu prüfen, ob unterschiedliche Tumorboards zu identischen Therapieempfehlungen kommen.

Methodik:

Fünf detailliert dargestellte Patientenfälle (metastasiertes Magenkarzinom, metastasiertes Kolonkarzinom ± Stenose, metastasiertes neuroendokrines Pankreaskarzinom, Adenokarzinom des Pankreas mit solitärer Lebermetastase) wurden den gastrointestinalen MDT von 20 Krebszentren (5x national universitär, 5x national Lehrkrankenhaus, 10x international) zugesandt mit der Bitte, eine Therapieempfehlung abzugeben. Darüber hinaus wurden Strukturmerkmale der MDT mittels eines Fragenbogens erfasst.

Ergebnis:

12 Krebszentren (5x national universitär, 5x national Lehrkrankenhaus 2x international) haben an der Studie teilgenommen. Alle Zentren hatten mindestens 1 gastrointestinales MDT/Woche. In zwei Zentren dauerten die MDT regelhaft länger als 90 min. Neben den ärztlichen Fachvertretern nahmen in 4 MDT auch Pflegekräfte teil, 1 MDT hatte einen fachneutralen Moderator. In 3 MDT war ein Routine-Feedback-Verfahren etabliert.

Die jeweiligen MDT-Empfehlungen zu den 5 Patientenfällen waren nicht übereinstimmend; allerdings waren alle Empfehlungen gemäß der vorhandenen Leitlinien möglich.

Schlussfolgerung:

Unterschiedliche MDT können auch unter Berücksichtigung gültiger Leitlinien zu unterschiedlichen Therapieempfehlungen kommen. Daher eignet sich die Therapieempfehlung selbst nur eingeschränkt als Qualitätsindikator. Routine-Feedback-Verfahren, die zur kontinuierlichen Verbesserung des MDT sinnvoll wären, sind nur unzureichend etabliert.