Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604801
Kurzvorträge
Dünndarm und Dickdarm, Proktologie
CED Therapieansätze – klinisch und experimentell: Donnerstag, 14 September 2017, 09:40 – 10:52, Florenz/Forschungsforum 3
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rekombinantes orales humanes beta-Defensin 2 (hBD2) verbessert signifikant die experimentell induzierte Colitis in vivo

N Armbruster
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
B Jensen
2   Institut für Biologie, Kopenhagen, Dänemark
,
D Mailänder-Sánchez
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
S Kjaerulf
3   Novozymes, Bagsvaerd, Dänemark
,
K Sidelmann Brinch
3   Novozymes, Bagsvaerd, Dänemark
,
B Andersen
3   Novozymes, Bagsvaerd, Dänemark
,
EF Stange
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
N Malek
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
P Nordkild
4   Defensin Therapeutics, Kopenhagen, Dänemark
,
J Wehkamp
1   Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) verfügen über eine geschwächte Darmbarriere. Dies steht unter anderem im Zusammenhang mit einer verminderten Expression von antimikrobiellen Peptiden (AMPs). Die geschwächte antimikrobielle Barriere erlaubt die Translokation von kommensalen Bakterien in die Darmschleimhaut was wiederum Entzündungen hervorruft. Neben einer geschwächten lokalen Abwehr wird eine sogenannte Dysbiose als zusätzlicher Trigger für die Chronizität der Entzündung diskutiert, die durch die veränderte Bakterienzusammensetzung beeinflusst wird.

Ziele:

Untersuchung der präklinischen Wirksamkeit von hBD2 in verschiedenen in vivo DSS-Colitis-Modellen. Weiterhin wird die Wirksamkeit von hBD2 als möglicher Mikrobiom- Modulator untersucht.

Methodik:

Es wurde die orale Gabe von hBD2 in einem DSS-Colitis-Mausmodell getestet, zum einen im Vergleich zu Prednisolon und zum anderen im Vergleich zu Cyclosporin A. Außerdem wurden Veränderungen im Mikrobiom mithilfe einer 16S Sequenzierung nach oraler hBD2 Gabe analysiert. Um den Effekt von hBD2 untersuchen zu können wurden die Mäuse zwei bis dreimal täglich mit einer Dosis zwischen 0,1 – 10 mg/kg pro Tag oral gavagiert.

Ergebnisse:

Im DSS-Colitis-Modell führte die orale Gabe von hBD2 zu einer signifikanten Verbesserung der Colitis. Die orale Applikation von hBD2 führte sowohl zu einem signifikant geringeren Gewichtsverlust als auch zu einem verbesserten Krankheits-Aktivitäts-Index im DSS-Colitis-Modell. Des Weiteren waren im Mikrobiom signifikante Veränderungen durch hBD2 sichtbar.

Schlussfolgerung:

hBD2 ist ein Mikrobiommodulator und zeigt eine vielversprechende Wirkung bei experimenteller Colitis. Die Ergebnisse unterstützen den therapeutischen Einsatz als zukünftiges Medikament bei CED. Es handelt sich hier um einen Modulator des Mikrobioms und um ein Barriere stärkendes Therapieprinzip, welches möglicherweise alleine oder in Kombination mit antientzündlichen Wirkstoffen eingesetzt werden kann.