Z Gastroenterol 2017; 55(08): e57-e299
DOI: 10.1055/s-0037-1604731
Freie Vorträge
Infektiologische Probleme in der Gastroenterologie: Donnerstag, 14 September 2017, 08:00 – 09:30, Erlweinsaal
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Generelles HEV Screening von Blutprodukten an einem Krankenhaus der Maximalversorgung

D Westhölter
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
J Hiller
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Transfusionsmedizin, Hamburg, Deutschland
,
U Denzer
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Transfusionsmedizin, Hamburg, Deutschland
,
S Peine
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Transfusionsmedizin, Hamburg, Deutschland
,
S Polywka
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Hamburg, Deutschland
,
AW Lohse
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
M Lütgehetmann
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Hamburg, Deutschland
,
S Pischke
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 1. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
02 August 2017 (online)

 

Einleitung:

Die Häufigkeit und Relevanz von transfusionsassoziierten HEV-Infektionen ist unklar und bedarf weiterer Abklärung. Bisher wird in den deutschen Transfusionsrichtlinien kein generelles HEV-Screening von Blutprodukten empfohlen.

Ziel:

Ermittlung der Prävalenz HEV-RNA-positiver Blutspender an einem Krankenhaus der Maximalversorgung.Methodik.Seit Oktober 2016 werden am UKE alle Blutprodukte per PCR auf HEV getestet (24er pools, Roche cobas 6800®). HEV-RNA-positive Blutprodukte wurden nicht transfundiert. Positive Spender wurden zu Verlaufskontrollen eingeladen und gebeten, einen standardisierten Fragebogen zu Ernährungsgewohnheiten auszufüllen. Eine unselektierte Kontrollkohorte von PCR-negativen Blutspendern wurde ebenfalls befragt (n = 256).

Ergebnis:

15 von 13441 Blutspendern (Prävalenz: 0,11% oder 1/896) wurden positiv auf HEV- RNA getestet (Stand 31.03.17). Alle positiven Blutspender waren zum Zeitpunkt der Spende asymptomatisch. Zwei Spender wiesen initial erhöhte Transaminasen auf, ein Spender entwickelte im Verlauf eine akute selbstlimitierende Hepatitis (HEV Viruslast max. 11.200.000 IU/ml, ALT max. 1287 U/l). Retrospektive Analysen der zuvor gespendeten Blutprodukte der positiven Spender ergaben, dass ein Spender bereits drei 3 Monate vor Initiierung der Testung virämisch war. 9 Patienten erhielten HEV-RNA-positive Blutprodukte dieses Spenders. Ein immunsupprimierter Empfänger wies eine nachweisbare HEV-Virämie auf und verstarb an einem akut-auf-chronischem Leberversagen verkompliziert durch eine Pseudomonas-Sepsis. 12 von15 positiven Blutspendern füllten einen Fragebogen aus: 10/12 (83%) konsumierten Schweinemett in den letzten zwei Monaten, 12/12 (100%) konsumierten allgemein Fleischprodukte, während in der Kontrollkohorte PCR-negativer Blutspender zwar ähnlich viele Schweinefleisch aßen (87%), aber signifikant weniger Schweinemett (35%, p < 0,01).

Schlussfolgerung:

Die Prävalenz HEV-RNA-positiver Blutspender in Deutschland beträgt circa 0,1%. Ein asymptomatischer Spender kann über mehrere Monate eine positive Virämie aufweisen und mehrere Empfänger infizieren, mit potentiell fatalem Ausgang. Rohes Schweinefleisch ist eine relevante Infektionsquelle. Wir empfehlen unbedingt ein generelles HEV-Screening an Krankenhäusern der Maximalversorgung.