Z Gastroenterol 2017; 55(05): e28-e56
DOI: 10.1055/s-0037-1603391
Endoskopie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ist ERCP in Intubationsnarkose sicherer und erfolgreicher als in Sedoanalgesie?

F Wewalka
1   Ordensklinikum Linz, Elisabethinen, Linz, Austria
,
C Duller
2   Institut für Angewandte Statistik, JKU, Linz, Austria
,
C Kapral
1   Ordensklinikum Linz, Elisabethinen, Linz, Austria
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Publication History

Publication Date:
16 May 2017 (online)

 

Hintergrund:

ERCP ist eine komplikationsträchtige endoskopische Intervention mit zumeist hohem Bedarf an Sedativa und Analgetika. Anhand vorliegender Daten aus dem Qualitätsprogramm „Benchmarking ERCP“ gingen wir der Frage nach, ob eine Intubationsnarkose (IN) gegenüber einer tiefen Sedoanalgesie (SA) einen positiven Einfluss auf die Erfolgs- und Komplikationsraten hat.

Methoden:

Daten der Jahre 2015 und 2016 wurden für die Analyse herangezogen. Wir errechneten die jeweiligen Erfolgsraten gemessen an Sondierung des gewünschten Gangs und dem Erreichen der therapeutischen Zielsetzung und die Komplikationsraten. Zudem erfolgte auch eine Analyse bezogen auf die Schwierigkeitsgrade nach Cotton.

Ergebnisse:

Von 26 österreichischen Zentren wurden 5297 auswertbare ERCPs in das Register eingegeben. Eine Sedoanalgesie durch einen Arzt wurde bei 3035 (57,3%) ERCPs angegeben, eine Sedoanalgesie durch eine Pflegeperson bei 1298 (24,5%) der Untersuchungen. Eine Intubationsnarkose erfolgte bei 964 (18,2%) der ERCPs. Die Sondierung des gewünschten Gangs gelang in der SA-Gruppe tendenziell häufiger (92,5%) als in der IN-Gruppe (92,0%; p = 0,632). Die therapeutische Zielsetzung wurde signifikant häufiger in der SA-Gruppe erreicht (87,8% vs. 84,2%; p = 0,001). Die Analyse bezüglich der Schwierigkeitsgrade nach Cotton erbrachte bei Grad 1 und 3 allerdings einen Vorteil für die IN-Gruppe (p = 0,022 und p = 0,050). Die Gesamtkomplikationsrate war in der IN-Gruppe signifikant höher (13,5% vs. 9,3%; p < 0,001). Im Detail bestanden Signifikanzen für post-ERCP Pankreatitis (6,7% vs. 3,7%; p < 0,001), post-ERCP Cholangitis (1,7% vs. 0,9%; p = 0,034) und sonstige Komplikationen (1,9% vs. 0,6%; p < 0,001), nicht aber für Blutungen, Perforationen und kardiopulmonale Ereignisse. Unter Berücksichtigung der Schwierigkeitsgrade ergab sich eine Signifikanz für Gesamtkomplikationen lediglich bei dem am häufigsten angegebenen Grad 2 zu Gunsten der SA-Gruppe (10,4% vs. 15,7%; p = 0,002).

Zusammenfassung:

ERCP in Intubationsnarkose führt im Vergleich zur Sedoanalgesie zu keiner Reduktion der Gesamtkomplikationen und insbesondere auch nicht der kardiopulmonalen Ereignisse. Auch bei den Erfolgsraten ergeben sich keine Vorteile. Die Ergebnisse bestätigen, dass Sedoanalgesie durch eine Pflegeperson oder einen allein dafür zuständigen Arzt sicher ist.