Aktuelle Ernährungsmedizin 2017; 42(03): 241-272
DOI: 10.1055/s-0037-1603267
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

WAS SIND BARRIEREN DER ERNÄHRUNGSTHERAPIE BEI MANGELERNÄHRTEN, HOSPITALISIERTEN PATIENTEN DER MEDIZIN? – EINE SUBSTUDIE DES EFFORT-TRIALS

P Tribolet
1   Spital Lachen AG, Lachen
,
Z Stanga
2   Universitätsspital Bern (Inselspital), Bern
,
P Schuetz
3   Medical University Clinic, Kantonsspital Aarau and Medical Faculty of the University of Basel, Aarau, Basel, Switzerland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Juni 2017 (online)

 

Introduction:

Die Mangelernährung ist im Spitalalltag ein zentrales Problem und korreliert mit Komplikationen, längeren Spitalaufenthalten und schlechteren Outcomes. Zur Reduktion dieser negativen Aspekte ist die klinische Ernährung von Risikopatienten sinnvoll, doch die Effizienz dieser Maßnahme ist variabel und es existieren verschiedene Barrieren zur optimalen Ernährungsumsetzung im Alltag.

Objectives:

Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Umsetzbarkeit eines neu-etablierten Ernährungsalgorithmus im klinischen Spitalalltag zu überprüfen und mögliche Barrieren einer Ernährungstherapie aufzuzeigen.

Methods:

Dies ist eine observationelle Substudie des EFFORT-Trials, eine schweizweite, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie, welche den Effekt der Ernährungstherapie auf den Krankheitsverlauf von mangelernährten, hospitalisierten, medizinischen Patienten untersucht. Die Probanden wurden anhand eines klar definierten Ernährungsalgorithmus behandelt, mit dem Ziel, eine bedarfsgerechte Energie- und Proteinzufuhr zu gewährleisten. Anhand von Esstagebüchern wurde die Energie- und Proteinzielerreichung berechnet. Um die Assoziation zwischen dem Nichterreichen der Energie- und Proteinziele und vordefinierten Prädiktoren aufzuzeigen, wurde eine multivariate, logistische Regression gerechnet.

Results:

581 Patienten wurden in die Analyse eingeschlossen. Die Ernährungsziele wurden insgesamt gut erreicht: 83,3% aller Personen erreichten an mindestens einem der ersten fünf Spitaltage die Energieziele und 78,7% die Proteinziele. In der multivariaten Regressionsanalyse war die Zielerreichung in Abhängigkeit von Alter, Geschlecht, Hauptdiagnose und Komorbiditäten nicht unterschiedlich. Lediglich der Appetitverlust hat sich bei der Energiezielerreichung als protektiver Faktor gezeigt (Odds Ratio (OR) Appetitverlust, ja: 0,53, 95% CI, 0,3 bis 0,94; p = 0,03). Bei den Proteinzielen war der höhere BMI ein Risikofaktor für das Nichterreichen der Ziele (OR pro BMI Punkt: 1,05, 95% CI, 1,01 bis 1,09; p = 0,02).

Conclusion:

Der vorgeschlagene Ernährungsalgorithmus ist in der Praxis gut anwendbar und eine Großzahl von hospitalisierten Patienten der medizinischen Abteilung erreichen die Ernährungsziele mit rein oralen Maßnahmen (Spitalküche und orale Supplemente), ohne Notwendigkeit einer Eskalation auf enterale oder parenterale Ernährung. Bei Patienten, wo diese Ziele nicht erreicht werden, muss individuell nach Barrieren gesucht werden.

Disclosure of Interest:

None declared.