Cannabis Hyperemesis Syndrom: Case Report – Von der „Blüte des Übels“ zur Heilpflanze

In unserer Klinik stellt sich ein 26-jähriger Patient (BMI 22,3.) vor. Er berichtet über eine 10-jährige Krankheitsgeschichte mit wiederkehrenden Episoden mit starker Übelkeit und dem Zwang zu Erbrechen. Teilweise muss das Erbrechen mit dem Finger provoziert werden. Das Erbrechen lindert die Beschwerden kurz, wirkliche Erleichterung brächten aber heiße Duschen, die er teilweise mehrmals in der Nacht durchführt. Er berichtet über einen langjährigen Konsum von Marihuana.

Laborchemisch fielen keine Besonderheiten auf, incl. Hepatitis/HIV, BKS, Gastrinspiegel und Elektrophorese. In der Gastroskopie kann die Diagnose einer Refluxösophagitis sowie einer ausgeprägten Duodenitiis gestellt werden. In der Histologie bestand kein Anhalt für eine H. pylori Besiedelung oder einen M. Whipple. Therapieversuche mit Antiemeika, Prokinetika und Analgetika begleitend zu PPI brachten keine Linderung.

Aufgrund der Marihuana-Anamnese und dem fast pathognomonischen Waschzwang stellten wir die Diagnose eines „Cannabis Hyperemesis Syndrom“ und begannen eine Therapie mit Dihydrocannabinol bei Symptombeginn.

Unter der Therapie mit dem Cannabinoid stellte sich eine rapide Symptombesserung ein, so dass wir bei dem Patienten das seltene Krankheitsbild des „Cannabis Hyperemesis Syndroms“ stellten.

Literatur:

[1] Boeckxstaens GE. Cannabinoid hyperemesis with the unusual symptom of compulsive bathing. Ned Tijdschr Geneeskd. 2005 Jun 25;149(26):1468 – 71.

[2] Sontineni SP, Chaudhary S, Sontineni V, Lanspa SJ. Cannabinoid hyperemesis syndrome: clinical diagnosis of an underrecognised manifestation of chronic cannabis abuse. World J Gastroenterol. 2009 Mar 14;15(10):1264 – 6.