Z Gastroenterol 2017; 55(05): e1-e27
DOI: 10.1055/s-0037-1603067
Kategorie „Der interessante Fall“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diarrhoen bei Leberzirrhose – eine ungewöhnliche Diagnose und eine effektive Therapie

G Peschel
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
,
J Bornschein
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
,
I Zuber-Jerger
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
,
M Müller
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
,
K Weigand
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg, Regensburg
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Publication History

Publication Date:
09 May 2017 (online)

 

Hintergrund:

Die meisten Komplikationen einer Leberzirrhose beruhen auf dem Pathomechanismus der portalen Hypertension. Dabei kommt es durch eine Erhöhung des portosystemischen Druckgradienten zu einer Beteiligung verschiedener Organsysteme. Typisch ist die Entwicklung von Aszites, Ösophagusvarizen, einer hypertensiven Gastropathie und eines hepatorenalen Syndroms. Aber auch in der Lunge kann es zu schwerwiegenden Komplikationen wie einem Hydrothorax oder einem hepatopulmonalem Syndrom kommen. Mit der Anlage eines Transjugulären Intrahepatischen Portosytsemischen Shunts (TIPS) können der Druck im Pfortadersystem gesenkt und die Ursache dieser Komplikationen der Leberzirrhose oft effektiv behandelt werden.

Der Fall:

In der Lebertransplantationsambulanz des Universitätsklinikums Regensburg wurde ein Patient mit bekannter Leberzirrhose auf Boden eines alpha-1-Antitrypsin Mangels vorstellig. Er klagte über seit drei Monaten persistierende schwere Diarrhoen. Es zeigte sich ferner ein signifikanter Gewichtsverlust, eine Hypoalbuminämie und eine progrediente hydrope Dekompensation. In einer Koloskopie wurden eine CED ausgeschlossen und mikrobiologisch ergab sich kein Hinweis für eine infektiöse Kolitis. In der Kapselendoskopie fiel eine ödematöse, hyperplastische Schleimhaut im gesamten Dünndarm auf, ohne Korrelat in den Gewebeproben aus der Dünndarmenteroskopie. Hier wurde auch histologisch ein Rezidiv eines 2003 behandelten B-Zell Lymphoms ausgeschlossen. Ein Therapieversuch mittels Pankreasenzymsubstitution aufgrund einer erniedrigten Elastase führte zu keiner Besserung der Symptome. In einer MR-Enterografie des Dünndarms zeigten sich generalisiert wandakzentuierte Dünndarmschlingen. Bei bekannten Ösophagusvarizen wurde, nach Ausschluss anderer Ursachen, eine portalhypertensive Enteropathie vermutet. Inzwischen hatte der Patient von 80 kg auf 67 kg abgenommen und es kam zu einer progredienten Verschlechterung seines Allgemeinzustandes. Es erfolgte die Anlage eines TIPS. Schon drei Tage nach TIPS-Anlage sistierten die Diarrhoen vollkommen und innerhalb eines Monats war eine Gewichtszunahme von über 5 kg zu verzeichnen.

Schlussfolgerung:

Die portale hypertensive Enteropathie ist eine seltene Komplikation der Leberzirrhose. Dieser Fall zeigt wie durch unterschiedliche endoskopische und bildgebende Methoden ein unspezifisches Symptom zu einer ungewöhnlichen Diagnose und einer effektiven Therapie führte.