Z Gastroenterol 2017; 55(05): e1-e27
DOI: 10.1055/s-0037-1603040
Kategorie „Klinische Forschung“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die klinische, symptom-basierte Diagnose der gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD) ist unbefriedigend – Ergebnisse einer prospektiven, multizentrischen Studie mittels Kapsel-pH Metrie (BRAVO Kapsel)

A Kandulski
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
A Boekstegers
3   Praxis am Theater, Essen
,
T Steffen
4   DRK Klinik „Am Bürgerpark“, Medizinische Klinik, Bremerhaven
,
R Mayershofer
5   Praxis „Gastroenterologie am Burgweiher“, Bonn
,
AJ Dormann
6   Klinikum Holweide, Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie, Köln
,
KH Fuchs
7   Agaplesion Markus Krankenhaus, Klinik für Allgemein- Viszeral- und Thoraxchirurgie, Frankfurt
,
M Müller
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
P Malfertheiner
2   Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Uniklinikum, Magdeburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2017 (online)

 

Hintergrund:

Es wird durch nationale und internationale Leitlinien empfohlen, die Diagnose der gastroösophagealen Refluxerkrankung (GERD) basierend auf den typischen Symptomen (Sodbrennen und saures Aufstoßen) zu stellen. Die Durchführung einer pH-Metrie wird erst empfohlen, wenn eine empirische Therapie mit Protonenpumpenhemmern (PPI) nicht effektiv ist.

Methoden:

In einer multizentrischen, offenen Erhebung in sechs unterschiedlichen Zentren wurden prospektiv 184 Patienten (männl. 111, weibl. 73, Alter 55,9±9,8 Jahre, 2011 – 2014) endoskopisch und mittels Kapsel pH-Metrie (BRAVO Kapsel, GIVEN) untersucht.

Alle Patienten wurden vor Einschluss bezüglich der klinischen Fragestellung zur pH-Metrie in die Kategorien a) „typische GERD Symptome“ (n = 60), b) „vermutete EER“ (n = 20) und c) „Ausschluss GERD“ (n = 39) eingeteilt.

Zusätzlich wurden alle Patienten systematisch nach den Symptomen „Sodbrennen“, „saures Aufstoßen“, „Husten und Heiserkeit“ erfasst.

Die Diagnose der GERD wurde durch einen pathologischen gastroösophagealen Reflux in der pH-Metrie (acid exposure time < pH4 (AET) > 4,5% and/or DeMeester > 14,72) gestellt.

Ergebnisse:

Es wurden 139 Patienten analysiert. Gründe für einen Ausschluss waren eine vorangegangene Anti-Refluxoperation (n = 6), fortgesetzte PPI Therapie (n = 38) und Verlust der Kapsel (n = 1).

Die klinische Einschätzung „typische GERD Symptome“ traf lediglich in 61,6% der Fälle zu; eine „vermutete EER“ bestätigte sich lediglich in 40%. Bei den Patienten, die zum „Ausschluss einer GERD“ untersucht wurden, bestand in 75% eine pathologische Säureexposition.

Sowohl typische Symptome (Sodbrennen und saures Aufstoßen) als auch atypische Symptome niedrige diagnostische Testkriterien auf. 37% (0,28 – 0,46).

Diskussion:

Die Testgenauigkeit der typischen Symptome der GERD in dieser Studienkohorte ist niedrig und macht eine symptom-basierte Diagnose fragwürdig. Die Ergebnisse dieser Studie legen eine frühzeitige Durchführung einer gastroinestinalen Funktionsdiagnostik im klinischen Management der GERD nahe.