Z Gastroenterol 2017; 55(05): e1-e27
DOI: 10.1055/s-0037-1603039
Kategorie „Klinische Forschung“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Partielle Milzembolisation als Rescue-Behandlungsoption bei Varizen

P Vlad
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
WA Wohlgemuth
2   Institut für Röntgendiagnostik, Universitätsklinikum Regensburg
,
C Zimmermann
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
M Müller
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
,
SA Schmid
1   Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Universitätsklinikum Regensburg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
09 May 2017 (online)

 

Hintergrund:

Die partielle Milzarterienembolisation ist ein nicht-chirurgisches Verfahren, welches zunächst für die Behandlung des primären und sekundären Hypersplenismus etabliert wurde. Bereits im Jahre 1973 erfolgte durch Maddison die erste Milzembolisation bei Hypersplenismus mittels eines Blutkoagels. Heute wird die Milzarterienembolisation bei verschiedenen Erkrankungen, einschließlich der Rescue- Behandlung von Ösophagus- und Fundusvarizen bei portaler Hypertension und/oder Milzvenenthrombose angewandt. Weiterhin ist sie eine sehr gute Alternative zur Splenektomie. In vielen Studien konnte eine signifikante Reduktion der Häufigkeit von Varizenblutungen durch eine Milzarterienembolisation nachgewiesen werden. Zudem kommt es postinterventionell oft zu einer Verbesserung der Leberfunktion.

Methoden:

Fünf Patienten mit Ösophagusvarizen Grad III-IV- und Fundusvarizen die mittels Milzarterienembolisation als Rescue-Therapie behandelt wurde, werden dargestellt. Die Interventionen wurden innerhalb eines Jahres am Universitätsklinikum Regensburg durch das Institut für Röntgendiagnostik durchgeführt. Alle Patienten hatten aufgrund verschiedener Grunderkrankungen eine ausgeprägte portale Hypertension: Faktor V Leiden, JAK2 Mutation, Primär sklerosierende Cholangitis, Polycythemia vera.

Ergebnisse:

Endoskopische Therapieoptionen waren aufgrund von Fundusvarizen nicht erfolgsversprechend. Auch die Anlage eines transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) war auf Grund der Anatomie nicht möglich. Bei allen fünf Patienten wurde die Milzarterienembolisation erfolgreich durchgeführt. In der anschließenden Gastroskopie zeigte sich eine signifikante Abnahme der Ösophagus- und Fundusvarizen, welche dann als Grad II oder niedriger eingestuft wurden. Bei keinem Patienten kam es in der Zeit nach der Intervention zu einer varikösen Blutung. Laborchemisch kam es stets zu einer Verbesserung. Schwere Komplikationen wurden nicht beobachtet.

Diskussion und Schlussfolgerung:

Bei Patienten mit portaler Hypertension und konventionell nicht beherrschbaren Ösophagus- und Fundusvarizen kommt es nach Milzarterienembolisation zu einer signifikante Reduktion der Blutungsereignisse (Reduktion von Varizenblutungen um 80%/Jahr) sowie zu einer anhaltenden klinischen und laborchemischen Verbesserung der Leberfunktion. Durch Verbesserung der verfügbaren Technologien und des interventionellen Vorgehens konnten die Komplikationsrate deutlich reduziert werden.

Wie in unseren klinischen Fällen gezeigt, ist die Milzarterienembolisation eine gute Therapieoption für Patienten mit Ösophagus- und Fundusvarizen, welche endoskopisch und mittels TIPS nicht beherrschbar sind. Bei allen fünf Patienten zeigte sich ein sehr guter Therapieerfolg sowie eine hervorragende Lebensqualität.