Z Gastroenterol 2017; 55(05): e1-e27
DOI: 10.1055/s-0037-1603034
Kategorie „Klinische Forschung“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Endoskopische transmurale Vollwandresektion (EFTR) am unteren Gastrointestinaltrakt (GIT): Welche Patienten profitieren?

H Albrecht
1   Medizinische Klinik II, Klinikum Neumarkt i.d.OPf.
,
M Raithel
2   Medizinische Klinik II, Waldkrankenhaus St. Marien Erlangen
,
A Nagel
2   Medizinische Klinik II, Waldkrankenhaus St. Marien Erlangen
,
A Braun
2   Medizinische Klinik II, Waldkrankenhaus St. Marien Erlangen
,
A Stegmaier
3   Abteilung für Innere Medizin, Stadtkrankenhaus Schwabach
,
C Schäfer
1   Medizinische Klinik II, Klinikum Neumarkt i.d.OPf.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2017 (online)

 

Hintergrund:

Die endoskopische transmurale Vollwandresektion (EFTR) erweitert das endoskopische Resektionsspektrum, indem diese Methode die Resektion von Läsionen erlaubt, die keine Abhebung von der Mukosa zeigen (Rezidivadenome, Infiltration), die submukös liegen oder bereits ein Mukosakarzinom beinhalten.

Methoden:

Ziel dieser Auswertung ist die Analyse der zugewiesenen Patienten für eine EFTR, die gezielte Histologie der abgetragenen Läsion sowie die Darstellung der sich daraus ergebenden klinischen Ergebnisse und ihre Auswirkungen auf den Verlauf des Patienten. Die EFTR wurde entsprechend der zugelassenen Standardindikation mit dem Vollwandresektionsset (FTRD) der Fa. Ovesco (Tübingen) in Analgosedierung durchgeführt. Insgesamt wurden im Zeitraum Nov. 2014 bis Feb. 2017 an 3 Kliniken mit Schwerpunktendoskopie 55 Patienten mit potentieller EFTR-Indikation identifiziert.

Ergebnisse:

Zwei der initial für geeignet gehaltenen Läsionen stellten sich endoskopisch als zu groß dar und wurden daher primär operiert. Vier Läsionen wurden aufgrund der Lage oder der fehlenden Auffindbarkeit nicht reseziert.

Von den übrigen 49 Läsionen handelte es sich um 21 Rezidivadenome und/oder Läsionen mit fehlender Abhebbarkeit, 21 Läsionen mit high-grade intraepithelialer Neoplasie und/oder intramukosalem Adenokarzinom, 6 submukösen Läsionen/NETs und eine Metastase eines malignen Melanoms.

Von allen Läsionen (Größe 2,5 +/- 2 cm) konnten mittels EFTR 38 (77,6%) komplett reseziert werden (R0), 11 Läsionen (22,4%) waren inkomplett (R1 bzw. R2).

Bezogen auf alle Fälle war aufgrund einer inkompletten Abtragung in acht Fällen eine chirurgische Nachoperation notwendig (8/49; 16,3%). Zudem musste bei drei Patienten nachoperiert werden, da das Vollwandresektat einen frühzeitigen Befund einer Lymphgefäßinfiltration ergab (3/49; 6,1%).

Es traten folgende Major- und Minorkomplikationen (n = 4) auf: einmal kam es zu einer Hb-relevanten Blutung, die endoskopisch beherrscht werden konnte, einmal musste die Abtragung abgebrochen werden, da es nicht gelang ausreichend Gewebe in die Kappe zu ziehen, einmal kam es zu einer Perforation im Sigma, die ohne OP mittels OTSC (Ovesco, Tübingen) versorgt werden konnte und einmal erfolgte nur eine inkomplette Abtragung, da die Schlinge und der Grasper bei der Abtragung dislozierten.

Schlussfolgerung:

Zusammenfassend zeigen diese ersten Daten, dass bei fehlender Abhebbarkeit (non-lifting sign), fortgeschrittener Histologie von Colonadenomen und anderen Indikationen wie z.B. submuköse Raumforderungen bei mehr als zwei Drittel der eingeschlossenen Patienten eine chirurgische Operation durch die Möglichkeit der EFTR vermieden werden kann. Exemplarisch ist bei allen NETs durch die Methode eine definitive Therapie erreicht worden. Andererseits sollte die Indikation zu EFTR bei größeren Läsionen (> 4 cm) und beim Nachweis von Mukosakarzinomen in der Biopsie streng gestellt werden, da diese Patienten ggf. von einem primär chirurgischen Eingriff mehr profitieren können.