Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2017; 14(02): A1-A53
DOI: 10.1055/s-0037-1602539
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktive BRCA1/2-Gendiagnostik auf der Basis von Gewebeanalysen

L Richters
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
,
A Hübbel
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
,
K Keupp
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
,
J Köhler
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
,
J Kirfel
2   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
S Kröber
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
,
P Nürnberg
3   Cologne Center for Genomics (CCG), Köln, Deutschland
,
K Rhiem
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
,
B Wappenschmidt
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
,
R Schmutzler
1   Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Universitätsklinikum Köln, Köln, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2017 (online)

 

Fragestellung:

Keimbahnmutationen in BRCA1 und BRCA2 führen zu einem stark erhöhten Lebenszeitrisiko für Brust- und Eierstockkrebs. Herkömmliche Methoden der genetischen Keimbahnuntersuchungen erforderten bislang Proben der lebenden Indexpatientin (z.B. Blut, Speichel). Bisher konnten daher keine aussagekräftigen prädiktiven BRCA1/2-Genanalysen in Familien ohne lebenden Indexfall angeboten werden. Mit Einführung des Next-Generation-Sequencings (NGS) ist eine Hochdurchsatz-Mutationsanalyse in Formalin-fixierten-Paraffin-eingebetteten (FFPE)-Gewebe verstorbener Indexpatientinnen in einem parallelen Sequenzierverfahren möglich geworden.

Methodik:

Aus einer Hochrisikofamilie, bei der alle Erkrankten bereits verstorben waren, stellte sich eine gesunde Ratsuchende zur genetischen Beratung vor. Von der verstorbenen Mutter (Index) der Ratsuchenden stand noch Normalgewebe in Form einer Probe einer Ovarialkarzinom-Operation zur Verfügung, aus welchem DNA extrahiert und zur NGS-Analyse sowie anschließenden Sanger Sequenzierungen verwendet wurde.

Ergebnis:

Im Normalgewebe der verstorbenen Indexpatientin konnte die pathogene Mutation c.5266dupC, p.(Gln1756Profs*74) im BRCA1-Gen als heterozygote Keimbahnmutation identifiziert werden. Die allele-read-frequency von 75% im Tumorgewebe deutete auf einen Verlust des WT-Allels (loss of heterozygosity) hin. Dies konnte mittels anschließender Sanger-Sequenzierung bestätigt werden. Bei der gesunden ratsuchenden Tochter konnte die pathogene Mutation nicht identifiziert werden. Damit konnte sie entlastet werden.

Schlussfolgerung:

An diesem Beispiel konnten wir zeigen, dass die Genanalyse an FFPE-Material den Nachweis kausaler Keimbahnmutationen verstorbener Indexpatienten erlaubt, um eine prädiktive Testung gesunder Ratsuchender und eine präzisere Risikokalkulation bzw. Entlastung in solchen Fällen zu ermöglichen.

Besonders wichtig ist eine genaue Abgrenzung des Normalgewebes vom Tumorgewebe, um eindeutig zwischen Keimbahn- und reinen Tumorgewebs-assoziierten Mutationen unterscheiden zu können. Nur hierdurch ist eine Entlastung der Ratsuchenden bei positiver Indextestung und negativem prädiktiven Befund prinzipiell möglich.