Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2017; 14(02): A1-A53
DOI: 10.1055/s-0037-1602530
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wissenschaftliche Begleitung des Grömitz-Projekts: Versorgung junger Patientinnen mit Mammakarzinom in Deutschland – wichtige Daten eines wichtigen Kollektivs

, Arbeitsgruppe „Versorgung junger Mütter mit Brustkrebs“
T Pursche
1   UKSH, Campus Lübeck, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Brustzentrum, Lübeck, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2017 (online)

 

Fragestellung:

In Deutschland werden jährlich rund 7.000 Frauen < 45 Jahre mit einem Mammakarzinom diagnostiziert. Statistisch gesehen haben 79% der jungen Patientinnen zu versorgende Kinder. Obwohl gerade diese Patientinnen im Hinblick auf ihr Alter sowie ihre Rolle in Gesellschaft und Familie von enormem Interesse sind, gibt es nur wenig Literatur über versorgungsforschungs-relevante Fragestellungen. Durch die wissenschaftliche Begleitung einer Rehabilitationsmaßname für junge Mütter mit Brustkrebs sollen Einblicke in Diagnoseverlauf, Therapie und Nachsorge, Informationsverhalten sowie Unterstützung gewonnen werden, um Verbesserungsansätze für die Versorgung zu entwickeln.

Methodik:

Seit 2006 können an Brustkrebs erkrankte Mütter mit ihren Kinder < 12 Jahre an einer onkologischen Rehabilitationsmaßnahme in der Klinik Ostseedeich teilnehmen (Modellprojekt „Gemeinsam gesund werden“; Grömitz). Klinische und tumorbiologische Daten werden den Patientenakten entnommen. Daten zu Versorgungsaspekten und patientenberichteten Endpunkten werden über Fragebögen erhoben (Erst-/Nachbefragung).

Ergebnis:

Junge Mütter mit Mammakarzinom in Deutschland weisen im Vergleich zu einem altersgemischten Kollektiv häufiger fortgeschrittene Tumorstadien sowie eine ungünstigere Tumorbiologie auf. Es werden aggressivere Therapien durchgeführt bei hoher Leitlinienkonformität. Ihre Lebensqualität zeigt sich gegenüber älteren Brustkrebspatientinnen sowie der gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung eingeschränkt. 74% der Patientinnen hatten bei Diagnose mit dem Thema Kinderwunsch bereits abgeschlossen, mit 48% der Patientinnen wurde der Einfluss der Behandlung auf die Fertilität besprochen. Daten zum Überleben nach Brustkrebs sowie zur Progressionsangst werden aktuell ausgewertet.

Schlussfolgerung:

Junge Mütter mit Brustkrebs stellen in Deutschland eine besondere Gruppe dar. Bei der Beratung dieser Frauen ist es essentiell wichtig, die Auswirkungen der Behandlung auf die Fertilität mit in die Beratung einzubeziehen, auch wenn ein aktueller Kinderwunsch verneint wird.