Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2017; 14(02): A1-A53
DOI: 10.1055/s-0037-1602454
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nutzungsanalyse komplementärer und integrativer Medizin in der Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms – Prädiktoren und Hinweise für Klinik, Forschung und Lehre

C Fremd
1   Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), Medizinische Onkologie, Heidelberg, Deutschland
,
CC Hack
2   Universitäts-Brustzentrum Franken, Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, CCC Erlangen-EMN, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Erlangen, Deutschland
,
G Rauch
3   Universität Heidelberg, Medizinische Biometrie, Heidelberg, Deutschland
,
PA Fasching
2   Universitäts-Brustzentrum Franken, Frauenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, CCC Erlangen-EMN, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Erlangen, Deutschland
,
M Wallwiener
4   Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2017 (online)

 

Zielsetzung:

Entitätsübergreifende Daten implizieren ein verbreitetes Interesse an komplementären und integrativen Methoden (CAM) aus der Patientenperspektive und damit für die Betreuung und tumorspezifische Therapie. Diese Untersuchung analysiert Prädiktoren der Nutzung, Methoden und das allgemeine Interesse an komplementärer und integrativer Medizin bei Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom.

Methoden:

Validierte Fragebögen von 580 Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom wurden im Rahmen der multizentrischen PRAEGNANT Datenbank erfasst und ausgewertet. Als integrativer Bestandteil des Fragebogens wurde zunächst nach allgemeinem Interesse an CAM gefragt. Weiter wurden die Nutzung sowie verwandte Methoden analysiert. Unter Anwendung deskriptiver, uni- und multivariater statistischer Modelle wurden Zusammenhänge mit Patientencharakteristika und tumorbiologischen Parametern bestimmt.

Ergebnisse:

Von insgesamt 580 Patientinnen zeigte sich eine deutliche Mehrheit (436; 75%) an komplementären und integrativen Methoden interessiert. Es zeigte sich zudem ein uni- und multivariat signifikanter Zusammenhang von jüngerem Alter der Patientin und Interesse an CAM (p < 0,0001). Zudem war das Interesse signifikant mit dem Fehlen einer Fernmetastasierung bei Erstdiagnose assoziiert (p = 0,002). Bezüglich der Verwendung von komplementären und integrativen Methoden hatten bereits 56,4% der Patientinnen einzelne Methoden in der Vergangenheit angewendet. Gebete, Vitamine und andere Nahrungsergänzungsmittel wurden am häufigsten eingesetzt.

Zusammenfassung:

Erstmals wurde das Interesse und der Einsatz von komplementären und integrativen Methoden (CAM) in einer umfassende Kohorte des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinoms systematisch analysiert. Unsere Ergebnisse zeichnen einen außerordentlich hohen Stellenwert dieser Therapien aus der Sicht der Mammakarzinompatientin und verlangen eine konsequente Implementierung in die Beratung, Therapie, Forschung und Facharztweiterbildung.