Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602104
5. Mai 2017
Posterausstellung „Infektionsschutz“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tuberkulose-Surveillance in NRW

D Kalhöfer
1   Landeszentrum Gesundheit NRW, Münster
,
S Thole
1   Landeszentrum Gesundheit NRW, Münster
,
A Jurke
1   Landeszentrum Gesundheit NRW, Münster
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Die Meldedaten nach IfSG stellen eine umfangreiche Datengrundlage zur Tuberkulose in NRW dar und werden hinsichtlich Anzahl, zeitlicher Entwicklung, Resistenz und Behandlungsergebnis ausgewertet.

Methode::

Für die Auswertung wurden die in den Jahren 2014 und 2015 an die Landesmeldestelle NRW übermittelten Tuberkulosemeldungen herangezogen. Es wurden nur Fälle mit erfüllter Referenzdefinition einbezogen. Für die Meldungen aus dem Jahr 2015 ist der Datenstand der 01.03.2016, für die Auswertungen zum Behandlungsergebnis der Meldungen aus dem Jahr 2014 ist der Datenstand der 10.11.2016.

Ergebnisse::

Im Jahr 2015 zeigte sich erstmals seit einigen Jahren ein deutlicher Anstieg der Tuberkulosefälle um rund 20%. Bei den in Deutschland Geborenen setzte sich der rückläufige Trend der letzten Jahre zwar fort, gestiegen sind aber die Fallzahlen bei im Ausland geborenen, überwiegend jüngeren Menschen zwischen 15 und 39 Jahren. Eine Resistenz gegen mindestens eins der Erstrangmedikamente war bei 96 Fällen, eine Resistenz gegen mindestens ein Zweitrangmedikament bei 36 Fällen angegeben. Eine multiresistente („multi drug-resistant“ (MDR))-Tuberkulose lag bei 24 Fällen vor, wovon zwei als „extensively drug-resistant“ (XDR) einzustufen waren. Für 836 im Jahr 2014 gemeldete Fälle (80% der Fälle mit entsprechender Angabe) war eine erfolgreiche Behandlung dokumentiert. Bei Erkrankten bis 70 Jahre war die Behandlung in 86% der Fälle erfolgreich, bei über 70-Jährigen bei etwa 56%.

Schlussfolgerung::

Im Jahr 2015 zeigte sich ein Anstieg der Tuberkulosemeldungen in NRW, was sich hauptsächlich auf die aktive Fallfindung bei zugewanderten Personen zurückführen lässt. Multiresistente Tuberkulosen sind selten, stellen aber besondere Anforderungen an die Therapie und Überwachung. Die Behandlungserfolgsquote lag für die 2014 in NRW gemeldeten Tuberkulosefälle unterhalb den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten 85%. Dies wird maßgeblich durch die Behandlungsergebnisse bei älteren Menschen beeinflusst, da Todesfälle, auch aufgrund anderer Ursache als Tuberkulose, als Therapieversagen gewertet werden. Bei den unter 70-Jährigen wurde die Zielsetzung der WHO hingegen erreicht.