Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602102
5. Mai 2017
Posterausstellung „Infektionsschutz“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Klinische Relevanz der Kolonisierung mit multiresistenten Erregern (MRE)

A Dammeyer
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
,
S Heinze
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
2   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
AC Adler
3   Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München
,
L Nasri
4   Klinikum Augsburg, Frauenklinik, Augsburg
,
L Schomacher
5   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
,
M Zamfir
5   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
,
B Karlin
6   Rotkreuzklinikum München, Frauenklinik, München
,
M Franitza
4   Klinikum Augsburg, Frauenklinik, Augsburg
,
S Hörmansdorfer
7   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
,
C Tuschak
5   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
,
G Valenza
5   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Erlangen
,
U Ochmann
2   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
,
C Herr
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, München
2   Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der Universität München, Ludwig-Maximilians-Universität München
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Die steigende Prävalenz von multiresistenten Erregern (MRE) stellt das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Umso bedeutsamer wird es, die Screening-Verfahren für vulnerable Bevölkerungsgruppen zu optimieren. Das Ziel dieser Studie war es, festzustellen, ob es für Mütter eine klinische Relevanz einer MRE Kolonisation während und nach der Schwangerschaft sowie zur Geburt gibt.

Methode::

In die Studie wurden von Oktober 2013 bis Dezember 2015 freiwillig teilnehmende Schwangere aus zwei großen bayerischen Frauenkliniken einbezogen. Die Datenerhebung über den Zeitraum der Schwangerschaft erfolgte durch ein fragebogengestütztes Interview während des Klinikaufenthaltes der Mutter zur Geburt sowie durch Datenextraktion aus dem Mutterpass und der Krankenakte. Von besonderem Interesse waren Informationen zur Exposition gegenüber bekannten Risikofaktoren oder zu Kontakt mit Personengruppen mit einer höheren Prävalenz von Methicillin-sensitivem Staphylococcus aureus (MSSA), Methicillin-resistentem S. aureus (MRSA) und multiresistenten, gramnegativen Stäbchen (MRGN). Gleichzeitig wurden die Mütter vor und nach der Geburt an mehreren Lokalisationen kulturell auf das Vorhandensein von MRSA, MSSA und MRGN untersucht.

Ergebnis::

Von den 651 Schwangeren wurde bei 17,4% (113) eine MRE- oder MSSA Kolonisation nachgewiesen. Die Prävalenz von MSSA betrug dabei 14,6% (95), von MRSA 0,5% (3) und von MRGN 3,1% (20). Bei Angaben der Schwangeren bzgl. Auslandsaufenthalte sowie beruflicher Aktivitäten im Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf eine MRSA/MSSA/MRGN Kolonisation. Von den mit MRSA/MSSA oder MRGN kolonisierten Frauen hatten 8,8% eine vaginale Infektion (nicht Kolonisierte: 8,7%), 5,3% eine Harnwegsinfektion (6,9%), 0,9% Haut- und Weichteil-Infektionen (2,6%) und 10,6% eine Atemwegserkrankung (5,4%). Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Kolonisierten und nicht Kolonisierten in diesem Kollektiv.

Schlussfolgerung::

Die festgestellte Kolonisation mit MSSA, MRSA und MRGN in der Schwangerschaft in unserem Kollektiv entspricht annähernd den Daten aus nationaler bzw. internationaler Literatur. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine Kolonisation gesunder Schwangerer mit MSSA/MRSA und MRGN keine klinische Relevanz hat.