Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602097
5. Mai 2017
Posterausstellung „Infektionsschutz“
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Influenzaausbruch in einer Diabetesklinik in Baden-Württemberg 2015 – Impflücken schließen bei Patienten und Personal

D Lohr
1   Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart
,
C Wagner-Wiening
1   Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart
,
G Rüdel
2   Gesundheitsamt Main-Tauber-Kreis, Tauberbischofsheim
,
G Pfaff
1   Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg, Stuttgart
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Zielsetzung::

Mitte Dezember 2015 trat in einer Diabetesklinik mit bundesweitem Einzugsgebiet eine Häufung von Influenzaerkrankungen auf. Die Klinik traf daraufhin nach Absprache Maßnahmen zum Ausbruchsmanagement wie Patientenisolierung und verstärkte Desinfektion. Landesgesundheitsamt (LGA), Gesundheitsamt und Hygienefachkraft des Klinikums führten gemeinsam eine Ausbruchsuntersuchung durch, um die Klinikleitung hinsichtlich des Managements respiratorischer Erkrankungen zu beraten und Ansätze zur Prävention von Influenzaerkrankungen abzuleiten.

Methode::

Das Gesundheitsamt übermittelte gemäß Infektionsschutzgesetz nach RKI-Falldefinition klinisch-labordiagnostische und klinisch-epidemiologische Fälle einschließlich Daten zu Symptomen, Immunstatus und Labordiagnostik. Das LGA erhielt über das Gesundheitsamt anonymisierte Angaben zu Grunderkrankungen, Krankheitsverlauf und Aufenthaltsdaten der Diabetespatienten sowie Arbeitsbereich des erkrankten Personals und wertete die Daten aus.

Ergebnis::

Vom 9.-14. Dezember erkrankten 33 Personen auf vier der sechs Stationen der Diabetesklinik, darunter 22 der 135 Diabetespatienten (26,2%) und 11 der 92 Mitarbeiter (12,0%). Acht Fälle wurden labordiagnostisch bestätigt mit Nachweis von A(H1N1)pdm. Beim Primärfall handelt es sich um eine am Tag vor Symptombeginn aufgenommene, ungeimpfte Person, die aufgrund schwerer Symptomatik am 9.12. im Klinikum verlegt wurde. Vier der 22 Diabetespatienten (18%), alle unter 60 Jahren, waren saisongerecht geimpft. Bei 77,3% der Diabetespatienten lag neben Diabetes Typ I (7 Personen) oder II (15) mindestens ein weiterer Risikofaktor vor: Adipositas (54%), Herzerkrankungen (27,3%), Lungenerkrankungen einschließlich Asthma (27,3%) und Alter über 60 Jahre (32%).

Schlussfolgerung::

Bereits zu Beginn der Influenzasaison muss mit Influenzaerkrankungen und Verbreitung auch in medizinischen Einrichtungen gerechnet werden. Der saisonale Influenzaimpfstoff 2015/16 war auf den Ausbruchsstamm A(H1N1)pdm angepasst. Influenzaimpfungen hätten deshalb die Einschleppung verhindern und die Ausbreitung des Virus beschränken können. Klinikmitarbeiter und Diabetespatienten sollten bereits zu Beginn der Influenzasaison über einen Grippeschutz verfügen. Der Klinik wurde empfohlen, die Mitarbeiter zur Influenzaimpfung zu motivieren und auch Diabetespatienten bereits vor Aufnahme auf die STIKO-Empfehlung, d.h. Influenzaimpfung von Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung wie Diabetes mellitus, hinzuweisen. Informationen für Diabetiker sollten die STIKO-Empfehlung beinhalten.