Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602060
4. Mai 2017
Forum: Nachhaltige multisektorale Strategien für Gesundheit auf kommunaler Ebene
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Öffentlicher Gesundheitsdienst und Gesundheitsregionenplus

M Wildner
1   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Oberschleißheim
,
A Hollederer
2   Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Nürnberg
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Einleitung::

Die Sicherung der bedarfsgerechten Versorgung auf regionaler Ebene stellt in Folge des demographischen Wandels eine große Herausforderung dar (SVR, 2014). Die Komplexität des deutschen Gesundheitssystems mit Selbstverwaltung und Sektorierung der Leistungsbereiche erfordert die Kooperation und Mitverantwortung der Akteure, um die regionalen Versorgungsstrukturen zu erhalten (SVR, 2007; SVR, 2014). In der Fläche fehlen jedoch häufig geeignete Koordinations- und Netzwerkstrukturen auf Systemebene. So haben bundesweit nur etwa ein Drittel der Kreise und kreisfreien Städte Strukturen wie kommunale Gesundheitskonferenzen oder Gesundheitsregionenplus etabliert (Hollederer, 2015). Exemplarisch werden erste Implementierungserfahrungen der neuen Gesundheitsregionenplus im Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ausgewertet.

Methode::

Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) fördert finanziell die Einrichtung von Geschäftsstellen für derzeit 33 Gesundheitsregionenplus. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat als Bewilligungsbehörde eine Fachliche Leitstelle zur Beratung und Unterstützung dieser Gesundheitsregionenplus eingerichtet. Die Ergebnisse basieren auf den obligatorischen Fortschrittsberichten und Umsetzungsplänen aller Gesundheitsregionenplus.

Ergebnisse::

Die 33 Gesundheitsregionenplus konzentrieren sich vorrangig auf die Handlungsfelder Gesundheitsförderung/Prävention und Gesundheitsversorgung. Strukturell wurden 19 von 33 eingerichteten Geschäftsstellen (58%) direkt am Gesundheitsamt angesiedelt. Sie bearbeiten zentrale Schnittstellen im kommunalen Gesundheitsmanagement und unterstützen systematisch die Politikberatung. Die Gesundheitsregionenplus tragen dazu bei, die Transparenz und Öffentlichkeit zu verbessern und populationsbezogene Gesundheits- und Versorgungsziele zu priorisieren. Über die neuen Strukturen werden auch der Transfer zwischen Land und Kommunen sowie die Einbindung von Jahresschwerpunktkampagnen des Landes vor Ort gefördert. In einigen Regionen wirken Gesundheitsregionenplus an der kommunalen Gesundheitsberichterstattung mit.

Diskussion::

Die deskriptiven Ergebnisse zeigen die Chancen für den Öffentlichen Gesundheitsdienst anhand der Gesundheitsregionenplus auf. Der Öffentliche Gesundheitsdienst wird als neutraler und dem Allgemeinwohl verpflichteter Partner wahrgenommen. Der Öffentliche Gesundheitsdienst kann in den Kommunen die Mitwirkung der Akteure und den Aufbau von Netzwerkstrukturen im Rahmen seiner Steuerungs- und Aufsichtsfunktionen sehr fachkundig unterstützen. Im Sinne eines modernen Public-Health-Ansatzes entwickelt er dabei auch sein eigenes Profil weiter.