Gesundheitswesen 2017; 79(04): 299-374
DOI: 10.1055/s-0037-1602049
4. Mai 2017
Besondere Ereignisse/Katastrophen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Überregionaler Legionellen-Ausbruch in einem Insel-Hotel

R Suchenwirth
1   NLGA – Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover
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Publication Date:
02 May 2017 (online)

 

Durch das europäische Meldesystem ELDSNET wurde der Landesstelle NLGA und dem örtlichen Gesundheitsamt eine Fallhäufung von Legionellenerkrankungen mit Verdachts-Bezug zu einem Hotel mitgeteilt. In der Rückschau ergab sich, dass im Vorfeld weitere Erkrankungsfälle aufgetreten waren. Da die Gäste aus verschiedenen Bundesländern kamen, war die übergeordnete Zusammenführung wichtig. Nur wenige Werte im Warmwasser waren auffällig, teilweise jedoch stark erhöht. Im letzten Fall konnte eine belastbare Übereinstimmung zwischen Patienten- und einer zeitnahen Wasserprobe der Hausinstallation hinsichtlich des mutmaßlichen Ausbruchsstammes durch das nationale Referenzinstitut in Dresden gezeigt werden.

Im Vorlauf waren bereits 2 Gefährdungsanalysen erfolgt. Da eine flächenhafte Ausstattung der Zapfstellen mit endständigen Filtern technisch nicht möglich war, stellte das Hotel seinen Betrieb ein. Dann erfolgten systematische Begehungen hinsichtlich der Trinkwasserinstallation des gesamten Hotelkomplexes durch ein Team aus technischem Gutachter, Hygieniker sowie Haustechnikern, Sanitärfirma und Gesundheitsamt als Überwachungsbehörde. Dieses Vorgehen entspricht den einschlägigen Empfehlungen des Umweltbundesamtes/der Trinkwasserkommission sowie dem Geist des DVGW-Arbeitsblattes-W551 aus dem Jahre 2004 sowie der VDI-/DVGW-Regel 6023.

Mit dem gebündelten Fachwissen und einfachen Messungen konnten mehrere technische und hygienische Fehlerquellen ermittelt werden, bei insgesamt guten und auch leistungsfähigen knapp 10 Jahre alten Warmwasser-Großanlagen. Wegen hohen Huminstoffgehaltes des Trinkwassers erfolgten abschnittsweise thermische Desinfektionen der Warm- und Kaltwassersysteme.

Fazit::

Die Gefährdungsanalyse nach TrinkwV-2001 hat die Aufgabe, die Ursachen für hygienische Auffälligkeiten (stark erhöhe Legionellenzahl) zu ermitteln und priorisierte Vorschläge zur Problemlösung zu unterbreiten. Soweit die Umsetzung der Maßnahmen nicht die gewünschten Erfolge erbringt, handelt es sich um einen iterativen Prozess. Dazu enthält das DVGW W551 alle entscheidenden Ansätze für Planung, Bau und Betrieb. In diesem Fall waren insbesondere die Umrüstung von nicht regelgerechten/defekten Armaturen, Apparaten und die nachweisliche Herstellung des hydraulischen Abgleiches für den Erfolg entscheidend. Nach rascher Normalisierung der mikrobiologischen Befunde konnte in Abstimmung zwischen Betreiber und Überwachungsbehörde der Hotelkomplex nach knapp 4 Wochen wieder den Betrieb aufnehmen.